Die stattgefunden Wahlen leiteten einen Wendepunkt in der Geschichte der Akademie ein. Der glücklose Vorsitzende Adolf Muschg stellte sich nicht mehr zur Wahl. Sein Nachfolger wurde Klaus
Staeck, der eine kämpferische Akademie, die keine politische Auseinandersetzung scheut, ankündigte. Am letzten Wochenende fand die bekannte "Lange Nacht der Akademie der Künste" statt und Staeck
kann auf ein erfolgreiches halbe Jahr an der Spitze des Präsidiums zurückblicken.
In seiner Treppenrede zur Eröffnung der Langen Nacht bemerkte Staeck nachdrücklich, dass sich die Akademie nach schweren Zeiten wieder mit Erfolg in der Öffentlichkeit darstellt. Den
Ausschlag gibt vor allem, dass es Klaus Staeck gelang, für Ruhe nach innen und außen zu sorgen.
Staeck sicherte zu, dass sich die Akademie der Künste intensiv in die aktuellen politischen Auseinandersetzungen einmischen werde. Die Akademie brauche den politischen Kampf als Projekt -
etwa als Aufstand der Prekarianer gegen Hartz IV und V". Ironisch merkte er an: "Im Archiv der Akademie gebe es acht Speere, John Heartfield habe drei Säbel, Johannes R. Becher eine Doppelflinte,
Kurt Tucholsky einen Revolver beigesteuert. Das reiche "für eine Geiselnahme im Hotel Adlon".
Die Kunst mußte und muss sich in die Politik einschalten, so Staeck.
Für ihn, der in den vergangenen drei Jahrzehnten als politischer Plakatkünstler wiederholt die Empörung der Politiker auf sich zog und es als unbedingte Aufgabe sah, gesellschaftliche
Probleme zur Sprache zu bringen und viele Menschen dafür zu interessieren, ist Kunst "immer auch ein Spürhund der Gesellschaft".
Zufrieden stellte er fest, dass unter den Künstlern in Deutschland wieder eine "positive Unruhe" zu bemerken ist. Sie fühlten sich von neuem herausgefordert, sich einzumischen, die Menschen
zum Nachdenken zu bewegen und den Versuch zu unternehmen, mit ihren Werken politische Auseinandersetzungen anzuzetteln..
So kann es dem Künstlertum als Bindeglied gelingen, die Bevölkerung zu ermutigen, nicht alles passiv hinzunehmen, sondern sich einzumischen .
Staeck: "Es ist schon lange nicht mehr in der Akademie über Kapitalismus debattiert worden wie jetzt wieder, auch mit deutlichen Selbstbefragungen der Künstler". Die Akademie der Künste in
Berlin kann es gelingen, wieder als starkes demokratisches Forum zum Mitwirken und Mitdenken aufzufordern.
Stefan Campen
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