An der Podiumsdiskussion des Wissenschaftszentrums Sozialforschung Berlin (WZB) nahmen Experten aus Politik und Wissenschaft teil. Wolfgang Thierse, Vizepräsident des Deutschen Bundestages,
eröffnete die Runde mit seiner Definition von politischer Kultur: "Irgendwie wird sehr viel als Kultur bezeichnet. Ich glaube, das wird gemacht, um etwas zu veredeln. So schließe ich daraus, dass
dies eine Aufwertung des niederen Geschäfts - wie es Politik nun mal ist - sein muss."
Der ehemalige WZB-Präsident Jürgen Kocka fügte an, dass der Begriff, sowohl positiv als auch negativ konnotiert sei. Es käme auf die Perspektive der Person an, die die Definition macht.
Beispielsweise würden Bürgerinnen und Bürger Spendenaffären und Politskandale eher als "Unkultur" denn als "politische Kultur" ansehen.
Die Diskutanten waren sich einig, dass der Begriff "politische Kultur" ein anerkannter und gleichzeitig uneindeutiger ist. Dies verdeutlichte besonders der Politikwissenschaftler Karl-Rudolf
Korte, der diese Tatsache als "Begriffscontainer" beschrieben hat.
Der Anlass der Podiumsdiskussion war die Veröffentlichung des WZB-Jahrbuchs. Die Autoren Folke Schuppert und Dieter Gosewinkel waren anwesend, um das Buch "Politische Kultur im Wandel von
Staatlichkeit" vorzustellen.
Sonja Gurris
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