Kultur

Politiker im Sprechdschungel

von ohne Autor · 31. Oktober 2007

Die Sprache der Politik ist eine Mischung aus Beamtenchinesisch, Parteiparolen und PR-Deutsch. Dass Politiker selten direkt auf eine Frage antworten, daran hat sich der Fernsehzuschauer inzwischen daran gewöhnt. Schwerer fällt es, deren Sprache überhaupt zu verstehen. Den Sprechdschungel zu lichten, hat sich die Journalistin Maybrit Illner zur Aufgabe gemacht. Mit dem Bändchen "Politiker-Deutsch/Deutsch-Politiker" gibt sie dem Wahlvolk eine augenzwinkernde Übersetzungshilfe zum Fernsehabend an die Hand. Die geht über ein reines Wörterbuch hinaus. Illner hat gewissermaßen eine "Gebrauchsanweisung für Politiker" geschrieben.

Witzig und mit einigen Spritzern Ironie erklärt sie die Grotesken des politischen Alltags. Was z.B. haben die Abgeordneten mit springenden Hammeln zu tun und was machen sie beim "Pairing"? Vor allem geht Illner jedoch den Floskeln der Politiker auf den Grund und liefert eine ironisch-satirische Übersetzung.

Manches wirkt dabei leider lächerlich und an den Haaren herbeigezogen "Politiker sagt: Wir werden eine Arbeitsgruppe beauftragen, nach einer tragfähigen Lösung zu suchen. Politiker meint: "Tür zu! Das macht mich nervös, wenn hier jeder meint, er kann mitreden."). Andere Erklärungen sind gekonnt und vermitteln dem Leser über den Spaß hinaus Wissenswertes über das politische System und seine Gepflogenheiten, so etwa, dass mit dem "Hammelsprung" abgestimmt wird, wenn das Ergebnis nicht eindeutig ist.

Alles in allem hat Maybrit Illner ein kurzweiliges Buch geschrieben, dem der Spagat zwischen Unterhaltung und Wissensvermittlung über weite Strecken gelingt. Politik kann eben auch Spaß machen.



Maybrit Illner: Sprachführer Politiker-Deutsch/Deutsch-Politiker, Langenscheidt-Verlag 2007, 9,95 Euro, ISBN: 978 3 468 73190 7

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