Kultur

Politik in Bildern

von Gero Fischer · 4. April 2011
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vorwärts.de: Herr Füleki, wie wird man Comiczeichner?

David Füleki: Das ist schwer zu sagen, denn wir haben hier in Deutschland einen ziemlich eigenen Comicmarkt. In Ländern wie Japan, Amerika oder Frankreich gibt es Leute, die das über viele Jahre hinweg als sicheren Job machen können. Hier kämpft man sich von einem Vertrag zum nächsten. Ich kann deshalb niemandem empfehlen, wie man Comic-Zeichner wird. Man muss halt dran bleiben, zu den Verlagen gehen und seine Projekte vorstellen.

Vom Comiczeichnen allein kann man in Deutschland also nicht leben?

Auf keinen Fall. Es gibt vielleicht eine Hand voll Zeichner in Deutschland, die nur mit Comics ihr Geld verdienen. Und nur ganz Wenige verdienen damit richtig gut, Leute wie Joscha Sauer oder Brösel. Deshalb sollte man auf alle Fälle nebenbei noch was Vernünftiges lernen. Im Idealfall sucht man sich etwas, was nicht ganz so weit weg ist vom Comiczeichnen.

Was machen Sie noch nebenbei?

Ich studiere Medienkommunikation, was gut zum Comiczeichnen passt, da kann ich das Gelernte direkt anwenden. Daneben bin ich freiberuflicher Illustrator und habe eine Anstellung bei einem kleinen Dienstleitungsunternehmen, was auch in die Richtung Grafik/Illustration geht. Außerdem habe ich einen eigenen kleinen Verlag, den ich redaktionell betreue. All das lässt sich gut kombinieren.

Was macht einen guten Comic aus?

Ich finde ein Comic sollte immer irgendetwas Neues bieten. Ich will was lernen und neue Eindrücke bekommen. Natürlich kann man nicht mit jedem Comic das Rad neu erfinden, aber es sollte immer eine gewisse Innovation in jedem Comic stecken.

Halten Sie Comics für geeignet, politische Inhalte rüberzubringen?

Definitiv. Die Verbindung von Zeichnung und Politik hat in den Printmedien schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Karikaturen oder Comics verbinden Bildgeschichten mit politischen Meinungen und die wichtigen Botschaften kommen dadurch gut rüber. Das ist auch eine gute eine Möglichkeit, um noch mal eine breitere Masse anzusprechen.

Diese breitere Masse sprechen Sie seit kurzem im vorwärts mit dem Comic "seitwärts" an. Haben Sie schon vorher politische Themen verarbeitet?

Ich hab seit 2007 ein kleines Engagement für eine Studentenzeitung namens "Tuchfühlung". Da mache ich für jede Ausgabe einen Comic mit einem abgeschlossenen Thema. In diesen Comics geht es häufig um Missstände an der Uni und ich widme mich auf eine witzige Art Themen wie zum Beispiel der Hochschulreform.

Was bedeutet der Titel "seitwärts"?

Es geht darum, auch mal seitwärts durch die Gesellschaft zu gehen und alle Schichten und Meinungen abzuklappern. Denn ein wichtiges Thema im Comic sind andere politische Meinungen, die in Form eigener Figuren auftauchen. Die Idee für den Titel stammt zwar nicht von mir, aber ich finde ihn sehr passend.

Worum geht es in dem Comic?

In einer Monatszeitung ist es schwierig, eine fortlaufende Geschichte zu erzählen, deshalb soll jeder Comic für sich stehen. Allerdings tauchen die gleichen Charaktere immer wieder auf. Insgesamt gibt es sechs Hauptfiguren, die jeweils einer bestimmten politischen Richtung bzw. Partei zugeordnet werden können. Spätestens nach einem Jahr sollte jeder Charakter mal aufgetaucht sein.

Im ersten seitwärts-Comic geht es um die Figur Def. Stimmt es, dass Def ein Alter Ego von Ihnen ist?

Die Figur gibt es schon ziemlich lange. Ich habe sie vor 12 Jahren das erste Mal verwendet und sie hat seitdem eine Art Eigenleben entwickelt. Def ist ursprünglich eine Spiegelung meines Teenager-Ichs und hat das, was ich seitdem an Entwicklung durchgemacht habe, nicht mehr miterlebt. Im Prinzip ist er eine Art moderner deutscher Michel. Er ist recht einfach gehalten und man kann sich leicht mit ihm identifizieren. Ich versuche aber nicht mehr, meine eigenen Charaktereigenschaften auf die Figur zu projizieren. Er hat sich in den letzten Jahren in eine ganz bestimmte Richtung entwickelt und hat nicht mehr viel mit mir zu tun.

Wofür steht Def im seitwärts-Comic?

Def ist der typische SPD-Sympathisant, der in der Regel auch SPD-Meinungen vertreten wird. Das wird man vor allem dann sehen, wenn er mit den anderen Figuren zusammenkommt.

Spiegeln sich in der Figur auch Ihre eigenen politischen Ansichten?

Ja, durchaus. Natürlichsind die eigenen politischen Ansichten schwer in einem Comic darzustellen, weil sie sehr vereinfacht wiedergegeben werden müssen. Aber ich würde den Comic nicht machen, wenn ich damit nicht konform gehen würde.

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