Bis zum Mauerbau am 13. August 1961 war das Notaufnahmelager für zwei Drittel aller DDR-Flüchtlinge die erste Station in West-Berlin. Insgesamt 1,35 Millionen Menschen passierten bis 1990
Marienfelde, unter anderem Manfred Krug und Dieter Hallervorden.
In sieben Themenräumen dokumentiert die Ausstellung mit über 900 Exponaten, beispielsweise persönlichen Gegenständen der Flüchtlinge, das tägliche Leben im Lager. Eine rekonstruierte
Flüchtlingswohnung aus den fünfziger Jahren vermittelt einen Eindruck von den Lebensumständen in Marienfelde. Lieder, Gemälde, Zeichnungen, Filme und Bücher, darunter von den Schriftstellern Wolf
Biermann und Uwe Johnson, verdeutlichen die Flucht und Ausreise aus Sicht ostdeutscher Künstler. Darüber hinaus wird den Besuchern das oftmals schwierige Zusammenleben in dem Notaufnahmenlager nahe
gebracht.
Alltäglich war auch die Bespitzelung der Bewohner des Notaufnahmelagers durch die Stasi. Sie betrachtete das Lager als Gefahr für die innere Sicherheit der DDR. Ostdeutsche Agenten wurden
unbemerkt ins Lager geschleust, um detaillierte Informationen zu erhalten. Namen der Flüchtlinge sowie Hinweise auf Ausreisewillige in der DDR wurden an die Stasi weitergeleitet. Es kam daraufhin
in vielen Fällen zu Beobachtungen der Betroffenen sowie willkürlichen Verhaftungen. All das wird eindrucksvoll dokumentiert.
Wechselnde Sonderausstellungen, die wie die Dauerausstellung vom Verein "Gegen Vergessen - für Demokratie" mit organisiert werden, ermöglichen es dem Besucher, sich vertiefend mit den Themen
Auswanderung und Flucht zu beschäftigen. Zur Zeit kann die Ausstellung "Flucht über Ungarn - Paneuropäisches Picknick ´89" besucht werden. Ihr Hintergrund: Am 19. August 1989 gelang über 600
Ostdeutschen während einer dreistündigen Öffnung der Grenze zwischen Ungarn und Österreich die Flucht in den Westen. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 12. November 2006
Stefan Campen
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