Kultur

Moral in der Politik: Eine Biografie über den Landespolitiker Claus Weyrosta

von Die Redaktion · 24. April 2006

Vom "Roten Maurer" wurde Claus Weyrosta zu einem Politiker, der lange vor der Gründung der Grünen ökologische Themen in den Vordergrund rückte. Der Aufbau seiner schwäbischen Region als Kommunalpolitiker und Architekt kümmerte ihn ebenso wie die Aussöhnung mit Polen.

Immer legte Weyrosta moralische Maßstäbe an seine Politik an, oft war er dabei kompromisslos. "Niemand soll für einen Helden oder für einen Dummkopf gehalten werden, nur weil er das tut, was er für richtig hält und nicht das, was ihm am meisten nützt", hat Weyrosta einmal gesagt und sein politisches Wirken treffend charakterisiert.

Aber Weyrosta war auch ein politischer Einzelgänger. Einer, der oft gegen den Strom schwamm und es seinen Mitmenschen wie Genossen nicht leicht machte. Einer, der provozierte und polarisierte. Mit Ex-Ministerpräsident Lothar Späth, ebenfalls aus Bietigheim, lieferte er sich Jahrzehnte lang ein hartes aber respektvolles Duell. Der oft kompromisslose Weyrosta selbst gab sich den Beinamen "das Schlachtross".

Kenntnisreich und detailliert schildert Palitzsch die lange politische Karriere eines der profiliertesten Landespolitiker im Südwesten. Neben persönlichen Gesprächen hat der Autor Unmengen an Protokollen und Zeitungsberichten gewälzt. Weggefährten wie Späth und Erhard Eppler kommen zu Wort. Das Ergebnis der akribischen Arbeit kann sich sehen lassen.

Dem Autor ist durchaus schwieriges gelungen: Er lässt die Nähe zu, ohne dabei die kritische Distanz ganz aus den Augen zu verlieren. Palitzschs Werk erlaubt es stellenweise, sich mit der Person Weyrostas auseinanderzusetzen. So entsteht ein rundes Bild des Mannes, der nie ein Direktmandat errang, auch nie ein Regierungsamt innehatte und dennoch viele Jüngere in seinen Bann und seine Partei zog.

Vor allem an Kommunalpolitik Interessierte und Kenner der schwäbischen Verhältnisse dürfte "Das Schlachtross" ansprechen. Die detailversessene Beschreibung von Wahlkampfveranstaltungen und Debatten im Ortsverein enthält mitunter manch zähe Passage. Autor Jörg Palitzsch hat dennoch nicht vergessen, auf die überregionale Bedeutung der Politikerkarriere Claus Weyrostas hinzuweisen.

Es ist dem Redakteur der Bietigheimer Zeitung gelungen, die Verbindung zwischen kleiner und großer Politik zu beschreiben - den "Spagat zwischen weltumspannenden Ideen und Straßenfesteröffnung", der - so schreibt Hans Martin Bury in seinem Vorwort - für Weyrosta mitunter zur Zerreißprobe wurde.

Jörg Palitzsch, "Das Schlachtross. Eine Annäherung an den Sozialdemokraten Claus Weyrosta (1925-2003). Mit einem Vorwort von Hans Martin Bury, Druck- und Verlagsgesellschaft Bietigheim 2005, 228 Seiten, ISBN 3-931843-12-2

Manuel Preuten

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