Trotz internationaler Friedensbemühungen und Hilfsmaßnahmen findet nach Einschätzung der Vereinten Nationen in Darfur eine humanitäre Katastrophe statt, die von der Weltöffentlichkeit kaum
beachtet wird. Die sudanesische Regierung versucht mit allen Mitteln, ausländische Journalisten und Fernsehteams fernzuhalten. Kein Wunder, dass es nur wenige Fotos und Fernsehbilder gibt, was
wiederum ganz im Interesse der sudanesischen Regierung ist.
Daoud Hari riskierte sein Leben, um Journalisten nach Darfur zu bringen und ihnen als Dolmetscher zur Seite zu stehen. Über sein Engagement und seine Erlebnisse hat er ein Buch geschrieben:
"Der Übersetzer. Leben und Sterben in Darfur". Mit Ulrich Delius, Afrika-Referenten der Gesellschaft für bedrohte Völker stellte er es in Berlin vor.
Einsatz unter Lebensgefahr
Daoud Hari ist einer von nur einer Handvoll Flüchtlingen aus Darfur, die seit 2003 in den USA aufgenommen wurden. Er hat miterlebt, wie seine Heimat von den berüchtigten Reitermilizen
überfallen und anschließend von Kampfflugzeugen zerstört wurde. Ihm ist es glücklicherweise gelungen, sich in den Tschad zu retten. Von dort aus engagierte er sich gegen das Unrecht.
Mit Journalisten und internationalen Beobachtern reiste Hari mehrmals in die gefährlichsten Gebiete Darfurs. Da er in der Schule Arabisch und Englisch gelernt hat, tat er das, was er am
besten konnte: Zuhören und Übersetzen. In den Flüchtlingslagern begegnete er Hunderten von Menschen und übersetzte ihre Leidensgeschichten.
Wie gefährlich dieser Einsatz war, bekamen Hari und seine Begleiter im August 2006 zu spüren: Sie wurden verhaftet, der Spionage bezichtigt und mit Exekution bedroht. Mittels Fürsprache und
Einsatz aus dem Ausland konnten sie jedoch nach über einem Monat befreit werden.
Buch der Aufklärung
Daoud Hari möchte mit seinem Buch über den Völkermord in Darfur aufklären. Er tritt den Beweis an, dass es sich bei den Übergriffen überwiegend um von der sudanesischen Regierung gesteuerte
Aktionen gegen die nicht-arabische Bevölkerung handelt. Mit dem Versprechen, eigenes Land zu erhalten, werde die arabische Bevölkerung gegen die schwarzafrikanische aufgewiegelt. Zweck sei die
Vertreibung der in Darfur ansässigen nicht-arabischen Menschen. So könnten die reichen Ressourcen künftig von Arabern genutzt werden, betonte Hari in seinen Ausführungen.
Am Ende der Buchvorstellung appellierte der Autor noch einmal an seine Leser: Sie sollten nach der Lektüre nicht in Schweigen verfallen, sondern Freunden und Familie davon berichten. Ein
einzelner Mensch könne nicht viel ausrichten, aber viele Stimmen könnten an der jetzigen Lage etwas verändern.
Mehr Informationen zum Bürgerkrieg in Darfur und zu Hilfsmaßnahmen im Internet:
www.dafur-hilfe.org
www.globefordarfur.org
www.safe.darfur.org
www.rettetdarfur.org
Edda Neumann
Daoud Hari: Der Übersetzer. Leben und Sterben in Darfur, Karl Blessing Verlag, 2008, 254 Seiten, 19,95 Euro, ISBN-13: 978-3896673763
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