Kultur

Künstler-Protest gegen Breker-Ausstellung

von Die Redaktion · 17. August 2006
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In Schwerin sollen "angeblich die verschiedenen Facetten bei Breker zur Diskussion gestellt werden", heißt es in dem Schreiben der Künstler. "In Wirklichkeit wird, naiv oder mutwillig, dieses in gigantischen Ausmaßen die Gewalt verherrlichende Werk, verklärt, verharmlost, sogar rein gewaschen", kritisieren die Unterzeichner des Protests - darunter der Präsident der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland Johano Strasser und der Präsident der Berliner Akademie der Künste Klaus Staeck. Letzterer sagte auch seine für 2007 in Schwerin geplante Ausstellung ab.

Die am 22. Juli im Schweriner Schleswig-Holstein-Haus eröffnete Ausstellung präsentiert 70 Skulpturen und Reliefs von Arno Breker. Texttafeln helfen sie zeit- und kunsthistorisch einzuordnen. Zur Ausstellung erschien ein Begleitband der auch Aufsätze von Historikern enthält.

Die Künstler, Kunsthistoriker und Museumsdirektoren aus dem In- und Ausland formulieren in ihrem Brief, dass Breker in Hitlers Rassenwahn die erste Rolle gespielt habe. Er habe sich willfährig von dem verbrecherischen NS-Regime einspannen lassen. "Solch ein Werk durch eine öffentliche Einzelausstellung zu rehabilitieren, wie es hier geschieht, halten wir für verantwortungslos", heißt es. Die Schau sei ein "Dammbruch ethischer Grundprinzipien", der nicht Schule machen dürfe. Kritisiert wird auch die finanzielle Unterstützung der Ausstellung vom Land Mecklenburg-Vorpommern und der Stadt Schwerin, die Träger des Kunsthauses ist.

Rudolf Conrades, der Kurator der Breker-Werkschau, verteidigt sein Projekt. "Einer souveränen, selbstbewussten Demokratie ist die Tabuisierung einer schwierigen, aber doch nicht abzuleugnenden Kunstperiode der eigenen Geschichte weder würdig noch förderlich." Conrades plädiert dafür, sich selbst ein Bild von Breker und seinem Werk zu machen. Mehr als 5 000 Besucher kamen bereits zu der höchst umstrittenen Einzelausstellung.

Ob Hitlers Lieblingsbildhauer in städtischen Räumen gezeigt werden darf wird bundesweit diskutiert. Gegen die Schau, die noch bis 22. Oktober läuft, gab es bereits zahlreiche Proteste.

Quelle: dpa, schwerin-news.de, spiegel.de

Birgit Güll

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