Von Susanne Dohrn
Es wird kälter, es wird wärmer, Kontinente driften auseinander und wieder zusammen, Meere entstehen und trocknen wieder aus. So geht das seit Millionen von Jahren. So wird es Millionen von
Jahren weitergehen. Wenn Salomon Kronenberg, niederländischer Geologe, aus dieser Sicht eine "jahreszeitliche" Bestimmung der Erde vornimmt, diagnostiziert er "Hochsommer". Unsere Sorge sollte
deshalb weniger der globalen Erwärmung gelten als dem sicher folgenden Herbst und der nächsten Eiszeit. Die nämlich dräut in 10 000 Jahren. Wer nun meint, wir hätten es mit dem Werk eines
Klima-Apologeten zu tun, sollte seine Skepsis einen Augenblick zurückstellten und folgendes bedenken.
Es geht uns verdammt gut
Was von der Öffentlichkeit als richtig oder falsch angesehen wird, hat immer auch viel mit Zeitgeist zu tun. Der aber ist kein Garant für Wahrheit oder Wissenschaftlichkeit. Lassen wir uns
also auf die Perspektive des Geologen ein: Der denkt und forscht in anderen Zeiträumen als Klimaforscher. Aus dieser Perspektive betrachtet geht es uns Menschen gut. Das Klima ist ziemlich stabil,
der Meeresspiegel steigt kaum noch, die Artenvielfalt ist so groß, wie sie nie zuvor war. Trendwenden jedoch, manchmal sehr abrupte, sind auf der Erde die Regel, nicht die Ausnahme, so der Geologe.
In regelmäßigen Abständen haben Frost und Eis den Planeten fest im Griff, steigt und sinkt der Meeresspiegel und der CO2-Gehalt in der Atmosphäre. Dagegen ist der Menschen gemachte Klimawandel, von
dem derzeit so viele Reden, ein Kräuseln auf einer Riesenwelle.
Bitte keine kleine Eiszeit
Natürlich kann auch Kroonenberg nicht in die Zukunft schauen, aber er kann auf zyklische Entwicklungen hinweisen. Die sind dafür verantwortlich, dass der Aralsee in den vergangenen 10 000
Jahren schon dreimal ausgetrocknet ist und die Alpen im gleichen Zeitraum mehrfach eisfrei waren. Wie sonst auch wären die Reste von Wäldern aus der Römerzeit zu erklären, die unter den
zurückweichenden Alpengletschern zum Vorschein kommen? Diese Zyklen sind auch dafür verantwortlich, dass eine kleine Eiszeit Europa von 1430 bis 1830 fest im Griff hatte. In deren Folge starben
Millionen von Menschen an Hunger und Seuchen.
Stoppen klappt nicht
Also weiter fossile Brennstoffe verpulvern, weil es eh egal ist? Nein, sagt Kroonenberg: Energiesparen und nach Alternativen forschen ist immens wichtig. Allerdings nicht um den Klimawandel
zu stoppen. Krooenenberg: "Es ist eine Illusion zu glauben, wir könnten den Thermostat der Erde nach Belieben ein Grad wärmer oder kälter einstellen. Gerade deshalb sollten nicht alle fossilen
Energievorräte - Kohle, Erdöl, Gas - schon jetzt verbrauchen." Schließlich wollen die Menschen auch in 10 000 Jahren nicht im Kalten sitzen. Der Autor empfiehlt: "Besser, wir passen uns an das sich
verändernde Klima an und gewähren humanitäre Hilfe dort, wo es nötig ist." Ein informatives Buch, fast immer auch für Laien gut verständlich - ob das Thema nun Plattentektonik heißt oder die langen
Zyklen, die das Klima bestimmen.
Salomom Kroonenberg, Der lange Zyklus. Die Erde in 10 000 Jahren
Aus dem Niederländischen von Thomas Charpey und Monika Barendrecht
2008, 256 Seiten mit zahlr. Grafiken u. Abb., 24,90 Euro, ISBN 78-3-89678-362-2
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