Kultur

Kompendium der schwarz-gelben Grausamkeiten

von Matthias Dohmen · 19. September 2013

„Angela Merkel verwaltet – Deutschland verliert“: Dieser Buchtitel ist gleichsam die Bilanz von Dr. Hans-Joachim Schabedoth, der über die zu Ende gehende Legislaturperiode penibel Buch geführt hat. Der Gewerkschafter und SPD-Bundestagskandidat hat die Taten und Unterlassungen der schwarz-gelben Bundesregierung notiert.

Historiker werden ihm dereinst dankbar sein für seinen Fleiß, den er schon – in ähnlichen Büchern festgehalten – Helmut Kohl, Gerhard Schröder und der letzten Großen Koalition angedeihen ließ. Die aktuelle Bundesregierung, allen voran die Kanzlerin, hat in entscheidenden Dingen wie der Zusammenarbeit mit den US-amerikanischen Geheimdiensten, der „freien Fahrt“ für global operierende Finanzjongleure auf dem europäischen Kontinent und der weiteren Liberalisierung des Arbeitsmarkts die letzten vier Jahre durchaus Marksteine gesetzt hat.

Untaten ohne Register

Es ist im laufenden Wahlkampf hilfreich an manches zu erinnern. Etwa an die beschämende Hilfe der FDP für die großen Hotelketten. Doch in Dreigottesnamen: Wo finde ich was auf den fast 200 Seiten, wo doch einzelne Absätze bis zu drei Seiten umfassen? Bis auf das Personenregister, in dem allerdings der in der Selbstwahrnehmung schwergewichtige CDU-Mann Altmaier fehlt, sind die Informationen in dem Kompendium der Grausamkeiten der letzten vier Jahre nicht erschlossen: Keine Randglossen, kein Sach- oder Gesetzesregister, kein Hinweis auf zwei oder drei weiterführende Bücher oder, ausbeutbar noch auf den letzten Metern bis zum 22. September 2013, auf aktuelle Internetadressen.

Mit Schabedoth selbst gefragt: „Wer will das lesen?“ Am Wahlkampf-Informationsstand vor Ort wird ein Buch keine Hilfe sein, das schon im Titel den ganzen Inhalt verrät und keine Spannung aufkommen lässt.

Hans-Joachim Schabedoth, Angela Merkel verwaltet – Deutschland verliert. Chronik und Bilanz schwarz-gelber Politik. Schüren, Marburg 2013, 199 Seiten, 14,90 Euro. ISBN 978-3-89472-237-1

Autor*in
Matthias Dohmen

Matthias Dohmen hat Germanistik, Geschichte, Politologie und Philosophie studiert, arbeitet als freier Journalist und ist 2015 mit einer Arbeit über die Rolle der Historiker West und Ost im "deutschen Geschichtskrieg" promoviert worden.

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