Kultur

Klimaschutz im Hausgebrauch

von ohne Autor · 12. Juni 2007

Den Zeitpunkt des Erscheinens ihres Buches haben die Autoren gut gewählt. Nie zuvor war das Thema Klimaschutz so allgegenwärtig. Zum Glück reihen sich Staud und Reimer nicht in die Phalanx der notorischen Schwarzmaler ein. Stattdessen zeigen sie, wo Probleme bestehen, die einer Änderung der Klimapolitik noch im Weg stehen. Auch geben sie Lösungsansätze, die vom Umstieg auf Erneuerbare Energien bis zum Flugverzicht reichen - alles Dinge, die jeder im täglichen Leben umsetzen kann. Sachlich bleibt das Autorenduo auch im abschließenden Teil "Ausblicke". Es fällt weder einer Klimahysterie anheim, noch zeichnet es die Zukunft weich. "Höhere Deiche und ein Asylrecht für Klimaflüchtlinge" lautet die Überschrift des letzten Kapitels, in dem Staud und Reimer klar machen, dass sich die Menschheit so oder so auf Veränderungen ihres täglichen Lebens einstellen muss.

"Jeder Leser soll begreifen, wie stark er selbst zum Klimawandel beiträgt." Mit diesem Ziel haben die Autoren ihr Buch verfasst. Wenn alle ihre Tipps befolgen würden, so behaupten sie, könne der deutsche Ausstoß an Kohlendioxid bis zum Jahr 2020 halbiert werden. Das klingt illusorisch, doch bewirkt das Buch tatsächlich, dass man beginnt, über den eigenen Energieverbrauch ernsthaft nachzudenken.

Dazu tragen vor allem die detailreich beschriebenen Projekte bei, die teilweise schon seit Jahren in Deutschland durchgeführt existieren. So besucht das Autorenduo eine Solarsiedlung in Freiburg, die "Grüne Woche" in Berlin oder ist mit dem Kohlendioxid-Berater im Emsland unterwegs. Anschaulich erzählen die beiden von Begegnungen mit Menschen, die bereits vor langer Zeit umgedacht haben. Wie viel besser ginge es uns, wenn wir alle es ihnen gleich getan hätten.

Toralf Staud und Nick Reimer fahren zweigleisig. Auf der einen Seite kritisieren sie die Politiker, die viel zu lange untätig gewesen sind. Auf der anderen Seite appellieren sie jedoch an jeden Einzelnen, etwas gegen den Klimawandel zu tun. Frei nach dem Motto: "Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können sie das Gesicht der Welt verändern."

Dabei bleiben die Autoren nicht auf dem Niveau plakativer Appelle, sondern geben kreative Tipps. So schlagen sie z.B einen "Holzgroschen" vor, der Kunststoffprodukte verteuern könnte um klimafreundliche Güter aus Holz zu subventionieren. Oder den "UN-Klima-Sicherheitsrat", der Sanktionen gegen Staaten verhängt, die das Klima schädigen.

Staud und Reimer haben die Effektivität ihrer Pläne sogar durchrechnen lassen um sie mit Zahlen belegen zu können. Allerdings sind die Werte, die den Berechnungen zu Grunde liegen recht spekulativ.

Doch trotz dieser kleinen Einschränkung ist das Buch ausgesprochen lesenswert und ein sehr guter Beitrag zur aktuellen Klimaschutzdebatte. Das Thema geht alle an und jeder kann eine Menge tun. Es ist ganz einfach, Klimaretter zu werden.

Kai Doering

Toralf Staud/Nick Reimer: Wir Klimaretter. So ist die Wende noch zu schaffen, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007, 250 Seiten, ISBN 3462039083, 8,95 Euro

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