In seiner Begrüßungsrede betonte Romani Rose, dass Elses Geschichte "für ein einzelnes, unverwechselbares Verfolgungsschicksal" stehe. Gleichwohl zeige die Geschichte, "wie total und
unerbittlich der Vernichtungswille der Nationalsozialisten gegenüber unserer Minderheit war". Dass Else überlebte, grenze an ein Wunder, so Rose. Umso mehr freue er sich, "jene Frau, deren
Geschichte wir heute hören, bei uns begrüßen zu dürfen". Else Schmidt, heute Baker, war aus London nach Berlin gekommen, um bei der Lesung dabei zu sein.
Elses Geschichte
In 90 Minuten erzählte Iris Berben auf eindrucksvolle Art und Weise die Geschichte der Else Schmidt. Sie wuchs als Pflegekind bei der Familie Matulat am Rande Hamburgs auf. Von den Nazis als
"Zigeunermischling" klassifiziert, wurde sie im Frühjahr 1943 von der Gestapo ins KZ Auschwitz transportiert. Da war sie sieben Jahre alt. Von dort aus wurde sie im August 1944 ins Frauen-KZ
Ravensbrück verlagert. Ihr Überleben verdankte Else besonders ihrem Pflegevater Emil Matulat. Mit seinem mutigen Einsatz konnte er sie kurz vor Kriegsende freikämpfen. Er trat 1944 in die NSDAP
ein, obwohl er kein Anhänger ihrer Ideologie war. Er schrieb Briefe an Himmler, Göring und sogar Hitler. Infolge eines von Martin Bormann - Hitlers "rechte" Hand - unterzeichneten Gnadenbriefes
wurde Else schließlich freigelassen.
Elses Dank
"Damit unterstreichen Sie einmal mehr Ihr langjähriges Engagement für die Erinnerung an die Opfer des Holocaust", bedankte sich Romani Rose bei Iris Berben. Die Schauspielerin engagiert sich
auch privat für Toleranz und Aussöhnung zwischen Deutschland und Israel. Dafür wurde sie unter anderem mit dem Leo-Baeck-Preis des Zentralrats der Juden Deutschlands, dem European Heroes Award des
Time Magazine und dem Jerusalem-Preis der Zionistischen Weltorganisation (WZO) ausgezeichnet.
Mamke Kühl
Krausnick, Michail: Elses Geschichte. Ein Mädchen überlebt Auschwitz. Verlag Sauerländer 2007, 72 Seiten, 12,90 €, ISBN: 978-3-7941-6114-0
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