Kultur

Keine verlorene Welt

von ohne Autor · 11. September 2007
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"Versunkene Welt oder ewige Vision von Freiheit und Gerechtigkeit" war auf einem Transparent hinter den beiden Historikern zu lesen. "Ich wollte nicht über eine versunkene Welt schreiben, sondern klar machen, dass sie nicht versunken ist", versicherte Helga Grebing. Vor kurzem ist die überarbeitete Neuauflage ihrer "Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung" erschienen.

"Das historische Bewusstsein ist im politischen Alltag auf ein Minimum gesunken", beklagte sie. Die Frage nach der Herkunft der Politiker werde oft nicht mehr gestellt. "Dabei ist die Herkunft aus den klassischen Milieus wie Schlosser oder Rohrleger bis in die Gegenwart ausschlaggebend für die Karrieren in der SPD." Der Parteivorsitzende Kurt Beck sei dafür das beste Beispiel.

Auch in anderen Bereichen sind die Bezüge der Gegenwart zur Geschichte eng. So zeigte die Diskussion, dass stets heftig über die programmatische Ausrichtung der Arbeiterbewegung und der SPD gestritten wurde. "Programme waren für die Partei schon immer wichtig", erklärte Helga Grebing. "Ich hoffe, dass es der SPD gelingen wird, die verschiedenen Horizonte im Hamburger Programm zusammenzuführen." Nur wenn der Programmentwurf kondensiert werde, könne er durchschlagend wirksam werden.

Auch der Begriff des "demokratischen Sozialismus" gehöre ins neue Grundsatzprogramm zeigte sich die Historikerin überzeugt. "Es gibt einen demokratischen Sozialismus in der SPD und es ist wichtig, ihn zu bewahren." Wichtig sei jedoch eine genaue Begriffsbestimmung. "Wenn man in der Geschichte zurückblickt, merkt man aber, dass die Wendung schon 1917 benutzt wurde." Der Marxismus-Leninismus habe den Begriff später jedoch versaut.

Die Welt der Arbeiter war stets turbulent und spannungsgeladen. Das wurde den Besuchern der Veranstaltung anschaulich vor Augen geführt. Doch auch wenn sich der politische Umgang über die Jahrzehnte verändert hat, wird diese Welt wohl so schnell nicht untergehen.

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