In diesem Jahr liegt der Fokus auf der Literatur Lateinamerikas. Autoren wie Laura Antillano aus Venezuela, Edgardo Cozarinsky aus Argentinien, Santiago Roncagliolo aus Peru und rund zwanzig
andere Schriftsteller werden zeigen, wie sehr sich ihr Kontinent gewandelt hat. Mit dabei sind auch populäre Autoren wie Isabel Allende, die bereits zum zweiten Mal zum Festival anreist.
Seit dem letzten Literaturfestival zur lateinamerikanischer Literatur im Jahr 1982 hat sich die Arbeit der Autoren deutlich gewandelt: hierbei geht es nicht mehr um den Mystizismus eines
Gabriel Garcia Márquez. Die modernen Autoren stammen hauptsächlich aus den Mega-Citys ihres Kontinents und konzentrieren sich in ihren Arbeiten auf die Vergangenheitspolitik der jeweiligen
gesellschaftlichen Systeme und die Benennung von Missständen im aktuellen politischen und ökonomischen Geschehen.
Das Nebeneinander von Darfur, Mega-Citys und Slam-Poetry
Das Festival ist auch diesmal in verschiedene Sparten unterteilt. In der Reihe "Reflections" kommen auch dieses Jahr wieder brisante und aktuelle Themen aus Politik, Ökonomie und Kultur zur
Sprache. So stehen im September das Versagen der internationalen Gemeinschaft im Darfur-Konflikt ebenso zur Diskussion wie der Status von Frauen in der islamischen Kultur. Weitere Themen sind die
Frage nach den Verantwortlichkeiten für das Massaker in Srebrenica und die Auseinandersetzung über die Herausforderung der Stadtentwicklungsplanung der Mega-Citys wie Sao Paulo, Mexiko-City oder
Rio de Janeiro.
In der Sparte "Erinnerung spricht", die sich ausschließlich bereits verstorbenen Autoren widmet, werden bisher unveröffentlichte Texte von Rainer Werner Fassbinder ebenso gelesen wie das
Hauptwerk von Thomas Bernard "Auslöschung. Ein Zerfall."
Die "Specials" des Festivals bieten aktuelle Wortkunst. Internationale Slammer wie Andy Ninvalle aus den Niederlanden und Ken Yamamoto aus Japan werden zu hören sein. Wenn das Wetter
mitspielt, können die Festival-Besucher bei einer Open- Air- Lesung im Mauerpark Wladimir Kaminer lauschen oder eine Slam- Poetry Show auf einem Dach im Stadtbezirk Mitte erleben.
Literatur hinter Gittern
Auch dieses Jahr werden wieder Autoren in die Gefängnisse Berlins gehen, um dort mit den Gefangenen über Literatur zu diskutieren und ihre Bücher vorzulesen. Mit dabei sind dieses Jahr die
deutsche Schriftstellerin Katja Lange-Müller und der britische Autor Nicholas Shakespeare.
Die Hauptsorge des diesjährigen Festivals, so der Leiter des Hauses der Berliner Festspiele, Joachim Sartorius, bleibt eine stabile Finanzierung für die zukünftigen Festivals. Ein "fester,
politischer Wille" dazu wie es der Bürgermeister Klaus Wowereit ausdrückte, wird nicht reichen. Allein im letzten Jahr kamen über 32 000 Besucher zum Festival, das von Jahr zu Jahr wächst und
inzwischen als eines der wichtigsten Literaturfestivals überhaupt gilt. Gerade weil Berlin, so der Festivalleiter Ulrich Schreiber, eine so bedeutende Literaturstadt ist und schon immer war, sollte
man alles tun, um das Festival und den internationalen Austausch der Kulturen zu unterstützen.
Der Hauptveranstaltungsort für das Festival ist wieder das Haus der Berliner Festspiele in der Schaperstrasse. Viele Veranstaltungen werden aber auch im neu eröffneten Haus der Kulturen der
Welt, im Buchhändlerkeller und im Ibero- Amerikanischen Institut stattfinden. Bereits im Vorfeld des Festivals werden im Martin-Gropius-Bau aktuelle lateinamerikanische Filme zu sehen sein. Diese
Filmreihe wird vom 25.8. bis 2.9. gezeigt.
Über das genaue Programm des 7. internationalen Literaturfestivals, das bis zum 16. September stattfinden wird, kann man sich unter der Internet
-Adresse
www.literaturfestival.com informieren. Die Eintrittskarten kosten zwischen 5 und 10 Euro.
Maxi Hönigschmid
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