Kultur

Internationaler Nürnberger Menschenrechtspreis 2007 verliehen

von Die Redaktion · 16. Oktober 2007
placeholder

Sie gehört der Tutsi-Minderheit in Ruanda an. Die heute 55-Jährige floh im Jahre 1973 aus ihrer Heimat, um dem Völkermord zu entgehen. In Deutschland wurde ihr politisches Asyl gewährt. 1994 musste sie erfahren, dass ihre Mutter von einem Nachbarn aus ihrem Dorf in Ruanda erschlagen wurde. Auch andere Familienmitglieder fielen den Greueltaten zum Opfer. Um ihre Trauer zu verarbeiten, hielt sie ihre Gefühle schriftlich fest. 1999 erschien ihr Buch "Mein Stein spricht", das zur diesjährigen Preisverleihung neu aufgelegt wurde. Darin geht sie der Frage nach, wie der Nachbar zum Mörder werden konnte. 2001 reiste sie nach Ruanda, um auf diese Frage eine Antwort zu bekommen. Ergebnis dieser Reise war ein beeindruckender Dokumentarfilm über die Begegnung mit dem Mörder ihrer Mutter. Die Dokumentation erhielt im Jahr 2003 den Grimme-Preis.

Aus eigener Erfahrung weiß Eugénie Musyidire, dass die Zeugen und Opfer des Völkermordes besondere Hilfe benötigen. Für die oft traumatisierten Menschen - vor allem Jugendliche - gründete sie im Jahr 2001 den Verein "Hoffnung für Ruanda". Ziel ist es, Begegnungsstätten in Ruanda aufzubauen. Hier sollen den Betroffenen gezielt geholfen und therapeutische Angebote unterbreitet werden.

2003 kehrte sie nach Ruanda zurück um mit Hilfe des Evangelischen Entwicklungsdienstes das von ihr gestiftete Jugendbegegnungs- und Therapiezentrum "IZERE" zu errichten. Dort werden Kinder und Jugendliche betreut, die noch heute an den Folgen des Genozids leiden.

Mit der Wahl Musyidires ehrte die Jury ihr Wirken, das "in vorbildlicher Weise den Gedanken universeller Menschenrechte und der Versöhnung nach einem seit 1945 beispiellosen Verbrechens verkörpert." Die Entscheidung der Jury sei zugleich ein Appell an die politischen Verantwortlichen in Ruanda, diese Menschenrechte zu schützen und die Arbeit von Eugénie Musyidire weiterhin zu fördern, heißt es in der Begründung der Jury.

Der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis wurde 1995 zum ersten Mal vergeben. Er soll nicht nur die Leistung der Preisträger würdigen, sondern auch dazu beitragen, die oftmals gefährdeten Verteidiger der Menschenrechte zu schützen. Außerdem soll er ermutigen, sich für die Menschenrechte einzusetzen. Der mit 15 000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre verliehen.

Mamke Kühl

0 Kommentare
Noch keine Kommentare