Badinters "Der Konflikt. Die Frau und die Mutter" beschreibt einen neuen "Zurück-zur-Natur"-Zeitgeist, der Müttern - wieder - mehr Engagement für ihr Kind (Stillen, lange Betreuung) abverlangt und implizit Leitlinien von "perfekter Mutterschaft" formuliert - soweit Badinter Kritik an einem modischen "Differenzfeminismus" übt, der aus Frauen gern die "von Natur aus" besseren Kinderbetreuerinnen macht, stimmt man ihr gern zu. Aber "Der Konflikt. Die Frau und die Mutter" ist leider vor allem Zeugnis eines anderen Konflikts: des von Frauen untereinander.
Es ist bedauerlich, dass die ältere Generation von Feministinnen seit Jahren in den Modus des Dauernörgelns an der jüngeren Generation von Frauen verfallen ist. Ob diese sich nun anders kleiden, länger stillen oder eine längere Babypause nehmen: alles wird mit Argusaugen von den Älteren bewacht. Elisabeth Badinter, Mitte Sechzig, die Alice Schwarzer Frankreichs, reagiert gereizt auf den angeblich fehlenden feministischen Impetus der Jüngeren.
Statt die Hindernisse, die sich Frauen oft nach Schwangerschaft und Mutterschutz beim Versuch des beruflichen Wiedereinstiegs in den Weg stellen, auf arbeitsmarktstrukturelle und politische Defizite hin zu untersuchen, wird die Wirkung des nicht-so-neuen Öko-Zeitgeistes überschätzt und die jüngere Generation von Frauen selbst pauschal für diese Missstände verantwortlich gemacht. Badinters Kritik an normativen Vorstellungen, was eine "gute Mutter" zu sein hat, hat ihre Berechtigung, aber der Unterton: Wir Feministinnen-Mütter mit Revolte-Vergangenheit haben damals alles besser gemacht, stört doch sehr.