Der Band enthält 23 kurze Lebensläufe bzw. erlebte Geschichten von Persönlichkeiten, die durchweg spannend über ihr Leben erzählen. Alle haben sich gesellschaftlich engagiert und Zivilcourage
bewiesen, d. h. sich eingemischt.
So berichtet etwa die frühere Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, Jutta Limbach, dass sie aus einer durch und durch sozialdemokratischen Familie stammt. Bereits ihre Großmutter,
Elfriede Ryneck, war sozialdemokratische Abgeordnete in der Weimarer Nationalversammlung. Ihr Vater, ebenfalls Sozialdemokrat, war nach dem Zweiten Weltkrieg Bürgermeister in Berlin-Pankow. Auch
Jutta Limbach mischte sich politisch ein und wurde nach dem Wahlsieg der SPD bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus 1989 zur Senatorin für Justiz berufen. 1994 wurde sie im Vorfeld der Wahl zum
Bundespräsidenten wiederholt als mögliche SPD-Kandidatin für die Nachfolge Johannes Raus genannt.
Eindrucksvoll ist auch der Bericht des Präsidenten der Berliner Akademie der Künste, Klaus Staeck. So erinnert der bekannte politische Grafiker etwa an den so genannten "Bonner Bildersturm".
Aufgebrachte konservative Abgeordnete unter Führung des späteren Bundestagsabgeordneten Phillip Jenninger rissen einige seiner Plakate von den Ausstellungswänden und trampelten auf ihnen herum.
Nach Meinung Staecks - seit 1960 SPD-Mitglied - war dieser Eklat die größte PR-Aktion, die die Unionspolitiker jemals für ihn gestartet hätten, denn diese führte zu einer enormen publizistischen
Verbreitung. Die Zerstörung der Ausstellung wurde als Menetekel wahrgenommen, dass in Deutschland die Meinungsfreiheit gefährdet sei.
"Ich mische mich ein" ist ein sehr informatives Buch mit Lebensläufen, die es in sich haben. Gerade in der heutigen Zeit, in der das gesellschaftliche Engagement abnimmt, sollte dieses Buch
gelesen werden.
Stefan Campen
Wolfgang Biitner, Mark vom Hofe: Ich mische mich ein, Horlemann Verlag 2006, 213 Seiten, 12,30 Euro, ISBN 3895022225
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