Kultur

Handeln in der Wirtschaftskrise

von Edda Neumann · 15. Dezember 2008
placeholder

Gemeinsam mit Franz Müntefering präsentierte Autor Ulrich Schäfer sein neues Buch in der Landesvertretung Niedersachsen in Berlin. Darin analysiert der Wirtschaftsexperte die langfristigen Ursachen für den dramatischen Zusammenbruch der Finanzmärkte. Das Buch bietet nicht nur Hilfestellung, um die Gesamtsituation besser zu verstehen, sondern es zeigt ebenso, was unternommen werden kann, damit Wirtschaft und Gesellschaft wieder stabilisiert werden.

Marktwirtschaft in der Krise

Ulrich Schäfer hält die jetzige Situation längst nicht mehr für eine reine Finanzkrise. Derartige Begriffe seien Verharmlosung und reine Augenwischerei. Vielmehr hätten wir es heute mit einer fundamentalen Krise eines entfesselten Kapitalismus zu tun. Ebenso habe sich mittlerweile eine tiefe Verunsicherung in allen Teilen der Bevölkerung breit gemacht, insbesondere sei die Mittelschicht davon betroffen, betonte Schäfer.

Der 15. September werde genauso wie der 11. September in die Geschichte eingehen, gab der Buchautor in Anbetracht der schweren Ausmaße und der Verunsicherung, die diese Wirtschaftskrise mit sich bringt, zu verstehen. Im schlimmsten Fall steuere diese Krise in eine zweite Weltwirtschaftskrise, ähnlich wie die vor 80 Jahren, so die Prognose Schäfers.

"Renaissance" des Staates

Niemand kann zu diesem Zeitpunkt genau sagen, wie weit die Krise noch gehen wird. Jedoch markiert dieser wirtschaftliche Tiefpunkt eine Zeitenwende im Verhältnis zwischen Staat und Wirtschaft. Handeln nach Augenmaß sei nun gefragt. Der Staat, so Müntefering, habe innerhalb der Globalisierung die Verantwortung und das Recht zu gestalten. Denn eine prosperierende Wirtschaft erfordere einen starken Staat und akzeptable Regeln für eine demokratische Globalisierung.

Ziel werde es weiterhin sein, einen starken sozialen Staat zu schaffen, der Stabilität sichere. Auch finanzielle Gerechtigkeit in Sachen Steuern und eine größere gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen sei künftig gefordert wie auch die Maßgabe "Arbeit für alle" der Schlüssel zu mehr Wohlstand sei, so Müntefering.

Bei Schäfer finden sich neben der detaillierten Ursachenforschung ebenfalls Vorschläge, die aus der Krisensituation heraushelfen und in Zukunft für eine starke Wirtschaft sorgen sollen. Insgesamt 22 "goldene Regeln" versammelt Schäfer in seinem Buch, die in Zukunft die Wirtschaft vor solchen Talfahrten bewahren sollen.

Staat und Politik

Ein starker Staat sei gefordert, denn die soziale Marktwirtschaft brauche neue Regeln. Beispielsweise eine globale Aufsicht für Finanzmärkte oder das Angehen der so genannten Steueroasen, so Schäfers Vorschlag.

Die Politik müsse zu alle dem Zuversicht vermitteln und nicht die Illusion verbreiten, dass die Krise einfach so vorbei gehe. Die Menschen seien verunsichert und richtiges Handeln nun sehr wichtig, betonte Müntefering.

Schäfer und der SPD-Parteichef waren sich in einem Punkt einig: Es müssen neue Finanzmarktregeln und ein neuer Verteilungskonsens gefunden und darüber hinaus mehr staatliche Rahmenvorgaben geschaffen werden. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, der sinkenden Konjunktur entgegen zu wirken, die Kreditvergabe der Banken zu stärken, um auf diese Weise mehr Investitionen voranzutreiben, insbesondere höhere Bildungsinvestitionen, so Schäfer abschließend.

Schäfers Buch "Der Crash des Kapitalismus" kann hierbei ein erster und wichtiger Ratgeber sein! Auch der SPD-Parteichef lobte das Buch als sachkundiges und präzises Geschenk, das ermutige. Der Autor rede nicht an den Schwächen vorbei, sondern zeige Chancen und Fortschritt auf, so Müntefering.


Ulrich Schäfer: Der Crash des Kapitalismus. Warum die entfesselte Marktwirtschaft scheiterte und was jetzt zu tun ist, Campus 2008, 320 Seiten, 19,90 Euro, ISBN-13: 978-3593388540











0 Kommentare
Noch keine Kommentare