Von dieser Flucht - einer langwierigen Odyssee über mehrere Zwischenstationen in Asien und Afrika, begleitet von Angst und Hoffnung, erzählt der Autor. Er schildert eingangs das glückliche
Wiedersehen mit seiner Mutter nach 15 Jahren. Und muss dabei feststellen, wie sehr er sich von seiner Heimatkultur entfernt hat und wie kritisch distanziert er den Erwartungen seiner Eltern
gegenüber steht. In einer Rückblende erfährt der Leser schließlich die Gründe für seine Flucht und zusätzlich die politischen Hintergründe des lang anhaltenden Bürgerkrieges.
Hoffnung auf ein Leben mit Zukunft und Frieden
Anschaulich beschreibt Umes die Lebenssituation der Familie und lässt so die Schattenseiten der Urlaubsinsel hervortreten. Die sind hierzulande kaum bekannt, spielen sie sich doch fernab der
Medien ab. Der autobiographische Roman erzählt von Not und Leid und vom unsinnigen Sterben der Zivilbevölkerung auf Grund militärischer Übergriffe und mangelnder medizinischer Versorgung. Die
Geschichte zeigt sehr deutlich, was es für ein Kind bedeutet, Krieg und Willkür miterleben zu müssen.
All das ist alltäglich geworden und hinterlässt Spuren, so auch bei Umes, der inzwischen das Abitur bestand und Medizin studiert. Aber zugleich muss er sich um seine Familie sorgen und mit
den Kriegserlebnissen zurecht kommen.
Umes' Leben in Deutschland verläuft wie ein Musterbeispiel für gelungene Integration: In der Schule findet er viele Freunde. Er wird zum Schulsprecher gewählt. Ein Lehrer verhindert die
drohende Ausweisung, indem er auch eine Bürgschaft für das Studium übernimmt. Obwohl der junge Autor in Deutschland sehr viel Hilfe bekam, hat das neue Leben nicht nur positive Seiten. Auf den
letzten Seiten des Romans schildert Umes die Probleme mit denen "Ausländer" hier zu kämpfen haben. Er selbst fühlt sich trotz der Erfahrung von Ausgrenzung und Vorurteilen diesem Land verbunden.
"Allein auf der Flucht" ist ein wichtiges Buch. Es vermittelt nicht nur einen Einblick in das Leben eines jungen Menschen, der Krieg und Flucht erlebt hat und sich für mehr Toleranz einsetzt.
Exemplarisch zeigt es, dass mit deutscher Unterstützung vielen Menschen geholfen werden kann, die ein ähnliches Schicksal haben.
Edda Neumann
Umeswaran Arunagirinathan "Allein auf der Flucht. Wie ein tamilischer Junge nach Deutschland kam", Konkret Literatur Verlag, 2006, 12,50 Euro, 137 Seiten, ISBN-13: 978-3894582418
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