Als Major der Schutzpolizei war der Sozialdemokrat und "Reichsbanner"-Mitgleid Karl Heinrich seit 1929 für die Einhaltung der Bannmeile rund um das Berliner Reichstagsgebäude zuständig.
Bereits 1932 wurde er aus politischen Gründen vom Polizeidienst beurlaubt. Weil er sich nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am Aufbau einer illegalen Widerstandsorganisation beteiligte,
verurteilte ihn der Volksgerichtshof 1937 zu sieben Jahren Zuchthaus.
Als Gegner des NS-Regimes ernannte die sowjetische Besatzungsmacht Karl Heinrich im Juni 1945 zum Kommandanten der Berliner Schutzpolizei. Weil er sich dem Führungsanspruch der Kommunisten
widersetzte, verhaftete ihn die sowjetische Geheimpolizei Anfang August 1945 und beschuldigte ihn "konterrevolutionärer" Verbrechen. Er kam in Untersuchungshaft, wo die Beschuldigten unter
menschenunwürdigen Bedingungen gefangen gehalten und gewaltsam zu Geständnissen gepresst wurden. Noch vor dem geplanten Prozess erkrankte Heinrich und wurde in die Krankenstation des Speziallagers
Berlin-Hohenschönhausen eingeliefert, wo er am 3. November 1945 starb.
Peter Erler zeichnet in seiner Biographie ein sehr genaues Bild eines Mannes, der stets seinen Prinzipien treu blieb. So beugte er sich auch dann nicht, wenn er mit körperlicher Züchtigung
gezwungen werden sollte. Detailliert und mit vielen Quellen belegt beschreibt der Autor jedoch nicht nur die Person Karl Heinrich. Er lässt auch ein anschauliches Bild des Lebens im Lager
entstehen. Anhand vieler Augenzeugenberichte hat Erler die Repressalien rekonstruiert, unter denen die Häftlinge leiden mussten.
So ist ein lesenswertes Buch entstanden, das nicht nur die interessante Person Karl Heinrich vorstellt, sondern auch ein wichtiges Zeitdokument darstellt.
Peter Erler: Polizeimajor Karl Heinrich. NS-Gegner und Antikommunist, Jaron-Verlag 2007, 8,90 Euro, ISBN 978-3897735675
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