Heutzutage gehen die meisten Frauen einem Beruf nach. Sie haben einen Mann mit dem sie nicht unbedingt verheiratet sind, bekommen trotzdem Kinder. Und sie nehmen sich sogar noch Zeit für sich.
Man kann sagen, diese Frauen sind emanzipiert, obwohl sicher nicht nur Alice Schwarzer noch einiges auszusetzen hätte an dieser Gesellschaft. So verdienen Frauen immer noch weniger Geld als
Männer, ist es immer noch schwieriger eine Chefärztinnenstelle zu bekommen, als eine Chefarztstelle. Kann da von Gleichberechtigung von Mann und Frau die Rede sein? Wenn sie das Buch "Das Leben
war bescheiden schön" liest, dann weiß Frau, dass, auch wenn noch nicht alles erreicht wurde, sich in den letzten 50 Jahren doch einiges getan hat.
Frauenpower?
Claudia Seifert zeichnet ein Frauen-Bild ausgehend vom 1. Weltkrieg bis weit über die Nachkriegszeit des 2. Weltkrieges hinaus. Sie hinterfragt wie leidensfähig diese Frauen sind, aber auch
wie verführbar, vor allem während der Zeit des Nationalsozialismus. Unsere Großmütter sind für die meisten von uns eine Institution: mit viel Liebe und Hingabe ihren Enkeln und Urenkeln
gegenüber, aber auch voller Disziplin und Selbstbeherrschung. So wird bis heute meist über Gefühle nicht gesprochen und über die Vergangenheit schon gar nicht. Interessieren sich die meisten
Historiker und Schriftsteller für die Rolle des Mannes während des Nationalsozialismus, spürt Claudia Seifert den Frauen nach und lässt sie schließlich selbst zu Wort kommen.
Nöte: "unsere Generation hat es nicht einfach gehabt. Die Älteren hatten das Sagen. Und die Männer. Was der Mann gesagt hat, musste doch gemacht werden."
Ängste:"… da waren die Russen schon da. Die haben uns am Tage gar nichts getan, abends kamen sie rein. Einer kam und sagte: "Du und du und du, ihr kommt jetzt mit."
Neben all den Sorgen und Ängsten gab es aber auch die kleinen Freuden im Leben: "Mein Mann hat bei der Post hundertachtzig Mark verdient und als wir unser erstes Schlafzimmer gekauft haben,
das vergesse ich nie - das hat zwölfhundert Mark gekostet. Wie viele Monate hat der nur für das Schlafzimmer arbeiten müssen."
Hommage?
Die Autorin beleuchtet den Alltag, den ewigen Überlebenskampf für die Familie während und nach den Kriegen. Die Erzählungen der Frauen ergänzt sie mit historischen Fakten. So entstand ein
lebendiges Bild von fast einem Jahrhundert, untermalt mit Liedtexten, Photographien und Werbeplakaten. Claudia Seifert gelingt ein objektiver Blick auf diese Frauen-Generationen, ohne zu
beschönigen oder zu verharmlosen. Letztendlich spricht ja auch jede für sich selbst.
Seifert, Claudia: Das Leben war bescheiden schön: Ein Rückblick von Frauen, die zwischen den Kriegen geboren wurden, dtv premium, 2008, 316 S., 16,90 Euro, ISBN: 978-3-423-24683-5
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