Kultur

"Fußnoten gibt es keine"

von Stefan Wiechmann · 18. Februar 2011
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Fünf Jahre nach dem ersten Buch vervollständigt Joschka Fischer seine politischen Memoiren. Sein Satz "I am not convinced" wurde zum Zeichen des Zweifels an der Legitimität der Irakinvasion. Im ersten Band seiner Autobiographie "Die Rot-Grünen Jahre - Deutsche Außenpolitik vom Kosovo bis zum 11. September" beschreibt der ehemalige Außenminister die ersten Jahre der rot-grünen Regierungskoalition bis zum 11. September 2001. Der Terroranschlag, der "binnen weniger Minuten die Politik in den Hauptstädten der Welt" veränderte, bildet den Ausgangspunkt für Fischers zweiten Band.

"I am not convinced"

Fischer beschreibt die Gratwanderung zwischen der wichtigen transatlantischen Kooperation mit den Vereinigten Staaten und der Entscheidung, Amerika im Krieg gegen Saddam Hussein nicht zu unterstützen. Bevor die Journalisten fragen konnten, wie er die Memoiren von George W. Bush und Donal Rumsfeld bewertet, stellte Fischer klar, dass er ihre Bücher nicht gelesen habe. Die offensichtlichen "Lügen und Verdrehungen der Tatsachen" in den Biographien hätten ihm die Lust dazu genommen.

Ganz ohne Rechtfertigung?

Der zweite Band seiner Memoiren "sollte kein Rechtfertigungsbuch werden", betont Fischer als er über die folgenreiche Regierungszeit mit Gerhard Schröder spricht. Der ehemalige Außenminister ist genauso überzeugt von der Umsetzung von Hartz IV und dem Erneuerbaren Energiegesetz wie von der Entscheidung nicht an dem "gewollten Krieg" der Amerikaner teilzunehmen. Ganz ohne Rechtfertigung funktioniert die politische Reflexion des ehemaligen Vizekanzlers dabei nicht.

In seinen Augen hätte Rot-Grün viel geschaffen, erinnert Fischer als er die Ziel- und Perspektivlosigkeit des aktuellen Parlaments beklagt. Fischer lobt die Politik Schröders, dessen Ehrgeiz er in der aktuellen Bundesregierung vermisst. Immer wieder betont er die besondere Rolle Europas, ohne die "wir im 21. Jahrhundert nur noch ein mittelständisches Unternehmen" wären.

Grinsend verkündet er schließlich, dass sein Buch keine Fußnoten hätte und kann sich diesen Kommentar zu der Debatte über die Doktorarbeit des Verteidigungsministers zu Guttenberg nicht verkneifen. Zu seinem Nach-Nachfolger hat Fischer auch eine Meinung parat. Ohne Namen zu nennen sagt er, dass das Amt des Außenministers mit Frank-Walter Steinmeier wesentlich kompetenter besetzt wäre.

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