Kennen Sie Ray Essandoh? Wohl kaum. Der nordirische Fußballspieler kam über eine Zeitungsanzeige zum englischen Drittligisten Wycombe Wanderers und wurde dort über Nacht zumStar, weil er in
einem Pokalspiel das entscheidene Tor gegen Premier-League-Klub Leicester schoss. Genauso schnell geriet er allerdings wieder in Vergessenheit.
Es sind jene kleine Geschichten, die das Buch "Footballs Home" auch für nicht-Fans lesenswert machen. So zum Beispiel die Episode über Gary Edwards, der seit 1968 kein einziges Spiel sein
Lieblinsgclubs Leeds United verpasst hat. Edwards ist seiner Mannschaft schon rund um den Globus gefolgt. Das Ganze habe sich einfach so ergeben, sagt er dazu in typisch britischer bescheidenheit.
Germann geht es weniger um das Spiel an sich, als um das was drumherum passiert. Wie zum Beispiel die wachsende Kommerzialisierung des Fußballs, gegen die sich immer mehr Fans wehren. Es geht
ihm um schillernde und gescheiterte Persönlichkeiten wie Paul Gascoigne oder George Best, die mit ihren Eskapaden abseits des Platzes regelmäßig für Schlagzeilen sorgten. Es geht um
traditionsreiche Stadien wie das von Manchester City, das vor drei Jahren einer modernen Spilestätte weichen musste. Es geht um schreibende Hooligans, um hasserfüllte Derbys, um reiche Investoren
und um das schon traditionsreiche Scheitern der englischen Nationalmannschaft im Elfmeterschießen.
Ein Unterhaltsames Buch, mit dem sich die Winterpause leicht überbrücken lässt.
Carsten Germann, Football\'s Home. Geschichte vom englischen Fußball, Göttingen 2007, 12,90
Redakteur bei vorwaerts.de bis September 2009, jetzt Redakteur bei Neue Energie, dem Magazin des Bundesverbands für Windenergie