Nikolaus Schoke ist nicht zu beneiden. Gerade hat der Hamburger Ratsherr seinen ärgsten Widersacher, den Kaperfahrer Goedeke Michel, zur Strecke gebracht, da muss er sich auf eine gefährliche
Reise gen Süden begeben. Die verdankt er zu allem Überfluss auch noch dem Seeräuber, denn dieser hat ihm kurz vor seiner Hinrichtung wertvolle Reliquien eines portugiesischen Heiligen anvertraut,
die Schoke nun nach Lissabon bringen muss.
Auf seinem Weg gerät der Ratsherr zwischen die Fronten von verfeindeten Engländern und Portugiesen, heuert ohne es zu wissen selbst auf einem Kaperschiff an und beteiligt sich an einer
Expedition zu den Kanarischen Inseln. Doch steht seine Fahrt von Anfang an unter keinem guten Stern. Freund wie Feind geben sich oftmals erst beim zweiten oder dritten Hinsehen zu erkennen und
auch der bereits tot geglaubte Pirat Störtebeker scheint seine Finger im Spiel zu haben.
Fiktion mit Hintergrund
Auf gut 350 Seiten entfaltet Jörgen Bracker vor dem Leser eine phantastische Welt von Verrat, Entdeckerdrang und Seefahrerromantik. Wer über den etwas schleppenden Beginn der ersten Seiten
hinweg gelesen hat, wird das Buch so schnell nicht wieder aus der Hand legen können.
Allerdings sind "Die Reliquien von Lissabon" nicht nur leichte Lesekost, sondern besitzen auch einen ziemlichen Nährwert. Der Rahmen, in dem die Geschichte spielt, ist ebenso real wie die
meisten Personen. Was wahr und was nur wahrscheinlich ist, klärt der Autor auf den letzten sechs Seiten auf - lang genug, um die Hintergründe aufzuzeigen, und kurz genug, um den Roman nicht zum
Lehrbuch werden zu lassen.
Die fundierten nautischen Kenntnisse des früheren Direktors des Museums für Hamburgische Geschichte werden auch an den maritimen Wendungen und Fachbegriffen deutlich, die den gesamten Roman
durchziehen. Das ausführliche Glossar zu Personen und Begriffen trägt hier sehr zum Verständnis bei und sorgt nicht zuletzt dafür, dass der Roman ein echter Lesegenuss ist - für Seebären ebenso
wie für Landratten.
Jörgen Bracker: Die Reliquien von Lissabon. Störtebekers Vermächtnis, Murmann-Verlag 2008, ISBN: 978-3-86774-021-0, 18 Euro
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