Kultur

Förderung der Amateurmusik – für das soziale Miteinander der Zukunft

von Die Redaktion · 3. April 2007
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Eine intakte Vereinslandschaft prägt nachhaltig das Leben in den Kommunen. Gerade in den Vereinen wird soziales Miteinander geübt. Kommunalverwaltungen tun daher gut daran, dieses Vereinsleben nach Kräften zu unterstützen. Nirgendwo sonst bietet sich leichter die Möglichkeit, durch die Bündelung privaten Engagements einen Gewinn für das Leben in der Ortsgemeinschaft zu erzielen.

Maßgebliche Bedeutung kommt hierbei neben den Sportvereinen den Chören und Orchestern zu, in denen sich Amateurmusiker auf vielfach hohem musikalischem Niveau zusammenfinden. Nicht umsonst können viele Ensembles auf eine fast oder sogar über hundertjährige Vereinsgeschichte zurückblicken.

Da die finanziellen Möglichkeiten der Kommunen in der heutigen Zeit sehr begrenzt sind, sind diese oftmals versucht, gerade im Kulturbereich "Einsparungen" zu erzielen. So wurden zum Jahreswechsel in zahlreichen Städten und Gemeinden für die Vereine die Mieten für Hallen und Proberäume, die für den Probebetrieb benötigt werden, erhöht oder der Zugang begrenzt. Die Meinung, so Kosten sparen zu können, ist jedoch ein gefährlicher Trugschluss und gefährdet erreichte Erfolge der bisherigen Arbeit in den Vereinen.

Junge Orchester

Nachdem bislang die Nachwuchsgewinnung höchste Priorität der Vereinsvorstände genoss, zeigen sich insbesondere dem Besucher von Konzerten örtlicher Musikvereine glücklicherweise immer häufiger die Erfolge dieser mit großem Engagement betriebenen Kinder- und Jugendwerbung. Das Durchschnittsalter der Orchester liegt heute vielfach niedriger, als noch vor einigen Jahren. Es gelingt immer häufiger, Kinder und Jugendliche für eine Mitwirkung in den Orchestern zu gewinnen und dadurch eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu geben.

Wertvoller Nebeneffekt: die jungen Nachwuchsmusiker erlernen nicht nur besondere instrumentalistische Fertigkeiten, sondern erfahren daneben was es bedeutet, konzertant - also gemeinsam und aufeinander abgestimmt - zu agieren. Leichter können Kinder und Jugendliche nicht erfahren, welche Erfolge sich erzielen lassen, wenn der Einzelne seine individuellen Fähigkeiten in eine Gemeinschaft einbringt.

Nicht nur der Musiker profitiert von diesem gemeinsamen Vorgehen. Der Erfolg konzertanter Aktionen ist bei jedem öffentlichen Auftritt der Amateurorchester für alle Mitglieder der örtlichen Gemeinschaft erlebbar. Völlig unbewusst wird heute die Präsenz eines Orchesters bei Veranstaltungen schlicht vorausgesetzt - es ist eine Selbstverständlichkeit.

Aber diese Selbstverständlichkeit kann nur dort gegebenen sein, wo es für die Mitglieder der Orchester und der Ortsgemeinschaft ein selbstverständliches Miteinander gibt. Es gilt also im Interesse der örtlichen Gemeinschaft die Jugendarbeit in den Vereinen weiter zu fördern, um die Vereinslandschaft dauerhaft zu sichern.

Nachwuchsmusiker fördern

Dabei darf aber nicht aus den Augen verloren werden, dass sich durch die große Zahl von Nachwuchsmusikern bisweilen ein großes Leistungsgefälle innerhalb eines Orchesters einstellt. Insbesondere die erfahreneren Musikerinnen und Musiker fühlen sich schnell nicht mehr ausreichend gefordert und entsprechend unausgelastet.

Hier ist zuweilen der Trend zu beobachten, dass sich diese Musiker anderen Ensembles anschließen und für die Arbeit vor Ort nicht mehr zur Verfügung stehen. Gerade diese Musiker vefügen zumeist über eine hervorragende, fundierte musikalische Ausbildung und sind für die Nachhaltigkeit der Jugendarbeit im Orchester unbedingt erforderlich.

Sie ermöglichen den Jüngsten den Wechsel vom Übungszimmer ins Orchester durch die Weitergabe ihrer Orchestererfahrung. Nur so lässt sich das musikalische Können weiter ausbauen, denn der musikalische Nachwuchs benötigt ebenso Vorbilder wie der Nachwuchs in den Sportvereinen.

Überörtliche Kompetenzzentren

Damit dies aber auch in Zukunft funktioniert, sollte die Förderung auch die Gruppe der erfahreneren Musiker einbeziehen. Da es in den seltensten Fällen möglich ist, mehrere Leistungsstufen in einem Verein zusammenzuführen bietet es sich an, durch einen ortsübergreifenden Zusammenschluss Ensembles mit Werkphasen oder aber einer ganzjährigen Probe- und Konzertätigkeit zu bilden, die jedoch nicht in Konkurrenz zu den örtlichen Musikvereinen treten.

Dies ist zum Beispiel bei zahlreichen städtisch finanzierten Orchestern der Fall, die sich als so genannte Auswahlorchester verstehen. Sie vereinen in der Regel die erfahrensten Musikerinnen und Musiker der Umgebung und erlauben so ihren Orchestermitgliedern einerseits durch Rücksichtnahme auf die jeweiligen Gegebenheiten, ihrem örtlichen Verein zur Verfügung zu stehen. Und andererseits geben sie Gelegenheit, individuelle Fähigkeiten und Fertigkeiten in einem besonderen Ensemble zu verfeinern.

Die Auswahlorchester werden damit zu überörtlichen Kompetenzzentren, deren Arbeit sich unmittelbar positiv auf die Arbeit vor Ort auswirkt. Sie verschaffen durch einen Transfer musikalischen Könnens oder aber materieller Hilfestellung in Form gebündelter Anschaffung und Vorhaltung von Instrumenten und/oder Technik, den örtlichen Orchestern höhere Attraktivität.

Die Ausgaben für die Förderung sind gut angelegt. Sie dienen dazu, in privates Engagement im Sinne eines sozialen Miteinander in den örtlichen Gemeinschaften zu investieren. Diese Investitionen würden anderenfalls für eine wesentliche teurere öffentliche Sozialarbeit insbesondere im Jugendbereich zu verausgaben sein.

Sie würden bei Weitem nicht ausreichen, um ähnliche Effekte zu erzielen, etwa im Hinblick auf die der Vereinsarbeit immanenten informellen Sozialkontrolle und -arbeit sowie dem hiermit verbundenen privaten Beitrag zu Kriminalitätsprävention und Integration von außen stehenden Personen. Gleichzeitig schaffen die Amateurorchester mit ihrer Arbeit den Spagat zwischen Traditionspflege und moderner Kulturvermittlung.

Michael Weller

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