Wohl keine deutsche Großstadt hat die SPD derart geprägt wie Köln. Mehr als vier Nachkriegsjahrzehnte haben Sozialdemokraten die Mehrheit im Rat der Stadt gehabt, viele bekannte SPD-Politiker
haben ihre ersten Schritte auf Kölner Parkett gemacht. 1999 folgte der Schock. Bei den Kommunalwahlen verloren die Sozialdemokraten ihre Mehrheit und mussten mit ansehen, wie die CDU fortan die
Geschicke der Stadt lenkte. 2004 folgte eine gewisse Kurskorrektur: Die SPD ist seither zweitstärkste Kraft und darf wieder mitentscheiden.
Konflikte und Niederlagen, aber auch Erfolge und Leistungen der Nachkriegs-SPD in der Domstadt sind Inhalt des Buchs "KölnRot". Auf gut 340 Seiten untersuchen die Autoren Köln und den
Anteil, den die SPD am Prozess des Wiederaufbaus der zerstörten Stadt bis zur Entwicklung einer modernen Metropole im Europa des 21. Jahrhunderts hatte. Journalisten sind ebenso vertreten wie
Historiker und sogar ein Pfarrer hat einen Text beigesteuert - über die Armut in Köln.
Blick von außen
Die Autorenauswahl sorgt jedoch nicht nur für eine thematische Vielfalt. Sie garantiert auch einen Blick von außen auf die Kölner SPD und verbietet jegliche Art der Hofberichterstattung. So
kommen auch eher unschöne Aspekte der sozialdemokratischen Vergangenheit in Köln zur Sprache wie der so genannte Müllskandal in den 90er Jahren und der sprichwörtlich gewordene "Klüngel".
Alles in allem ist mit "KölnRot" ein interessanter Sammelband entstanden, in dem keine umfassende Parteigeschichtsschreibung betrieben, sondern anhand prägender Ereignisse die Entwicklung
in Köln nach dem Krieg anschaulich beschrieben wird. Gemeinsam mit der Veröffentlichung "Sozialdemokratie in Köln. Ein Beitrag zur Stadt- und Parteiengeschichte", die bereits zum 60. Gründungstag
der KölnSPD im Jahr 1986 erschienen ist, bietet das Buch eine umfassende Übersicht über den Einfluss der Sozialdemokraten auf die Geschicke der Domstadt.
Jochen Ott, Thomas Deres, Wolfgang Uellenberg-van Dawen (Hrsg.): KölnRot. Sozialdemokratische Politik von 1945 bis heute, Greven Verlag 2008, ISBN 978-3-7743-0416-1, 19,90
Euro
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