„Es ist vorbei mit der Gemütlichkeit“
DENNIS EIGHTEEN
Warum Renan Demirkan heute gemeinsam mit Michel Friedman, Hannah Dübgen und Gert Heidenreich ins Literaturforum des Brecht-Hauses in Berlin gekommen ist, ist schnell erklärt: „Es ist unsere Pflicht, heute hier zu sitzen“, sagt die Autorin und Schauspielerin. „Ich kann es nicht ertragen und werde es nicht dulden, wenn Rassisten auf dem Ticket der Demokratie gegen die Demokratie arbeiten und sich Raum verschaffen.“ Aus diesem Grund hat Renan Demirkan den Verein „Checkpoint: Demokratie e.V.“ gegründet. Und aus diesem Grund hat sie das Buch „… wenn ich mir etwas wünschen dürfte…Impulse für eine Demokratie der Moderne“ initiiert, das der Verein jetzt im Schüren-Verlag herausgegeben hat.
Die 43 Autorinnen und Autoren des Buches sind gewichtige Stimmen aus der Gesellschaft: von Philipp Lahm über Gesine Schwan, von Guido Maria Kretschmer über Antonia Rados bis hin zu Nico Hofmann, Götz Werner, Christoph Sieber und Michel Friedman. In ihren Beiträgen schreiben sie, was sich ändern muss, damit unsere Demokratie mit der Moderne Schritt hält.
Es ist Zeit, sich zu streiten
Für den Moderator Michel Friedman braucht es dafür vor allem wieder mehr Reibung in der Gesellschaft. „Es ist vorbei mit der Gemütlichkeit“, sagt er. „Wenn wir gemütlich bleiben wollen, wird es für uns sehr ungemütlich werden.“ Deshalb freue er sich über das Buch und das Engagement der Autorinnen und Autoren. „Aber wir müssen mehr tun“. Es sei Zeit, sich zu streiten. Zeit, sich täglich auseinanderzusetzen – mit den Kollegen, dem Vorgesetzten, der Familie und dem Partner. Die Verhandlung über unsere Demokratie müsse zum Alltag werden.
Der Journalist und Schriftsteller Gert Heidenreich sieht den Grund für die antidemokratischen Entwicklungen nicht zuletzt in einem enormen Bildungsproblem. Es sei Aufgabe des Bildungssystems, demokratische Werte zu vermitteln. Er fordert deshalb eine Stärkung der Geisteswissenschaftlichen Fächer in den Schulen. „Man lernt Demokratie nicht in den MINT-Fächern.“
Demokraten müssen etwas tun
Rechte Parolen auf den Straßen, eine rechtsextremistische Partei in den Parlamenten – das Buch mit seinen Impulsen zur Demokratie kommt zur richtigen Zeit. Auch weil es für viele Menschen etwas völlig Neues ist, dass die Demokratie überhaupt in Frage gestellt wird. „Unsere lebendige, stabile Demokratie war für meine Generation immer etwas Selbstverständliches“, sagt die Schriftstellerin Hannah Dübgen. Umso Entscheidender sei es, dass gerade diese Generation jetzt ihre Stimmen erheben und sich sichtbar machen.
Renan Demirkan formuliert es so: Nicht nur die Feinde der Demokratie seien das Problem, sondern auch ihre die Freundinnen und Freunde, die zu wenig tun. „Die Demokraten sind bequem geworden. Jetzt ist es an der Zeit, wieder etwas zu tun.“
„…wenn ich mir was wünschen dürfte… Impulse für eine Demokratie der Moderne“. 43 Autorinnen und Autoren, 248 S., Verlag Schüren, ISBN 978-3-7410-0262-5, 14,90 €
Weitere Informationen erhalten Sie über den Verein Checkpoint: Demokratie e.V..