Der Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand e.V. ging 1983 aus einer Bürgerinitiative hervor. Anlässlich des 50. Jahrestages der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar
1933 hatte diese eine Veranstaltung organisiert. Zu den ersten Aktivitäten des Vereins gehörten Demonstrationen und Aktionen zum Erhalt des ehemaligen Gestapo-Geländes zwischen der Wilhelmstraße
und der Prinz-Albrecht-Straße, heute Niederkirchnerstraße.
Bis zu Beginn der 80er Jahre wurde das Terrain überwiegend als Schuttabladeplatz und zum Schwarzfahren genutzt. Nichts deutete darauf hin, dass sich genau dort die Zentralen für SS, Gestapo
und Reichsicherheitshauptamt befanden. Das Aktive Museum wollte die Erinnerung bewahren. Bei seinen diesbezüglichen Ausstellungen, Diskussionsrunden und sonstigen Projekten arbeitete es eng mit der
Stiftung Topographie des Terrors und anderen Institutionen zusammen.
Ein Museum am authentischen Ort
Schon bald wurde deutlich, dass es neben dem Gestapo-Gelände noch andere Orte in Berlin gibt, an die zu erinnern sich lohnt. So erweiterte sich das Aufgabenfeld des Vereins Aktives Museums
schnell. Er machte sich den Erhalt der historischen Orte zur Aufgabe. So möchte der Verein mit seinen Projekten auch zur Aufklärung über den Nationalsozialismus beitragen. Zudem soll auf die
verschiedenen Erinnerungskulturen an die NS-Zeit nach 1945 in Ost- und Westdeutschland aufmerksam gemacht werden.
Das Aktive Museum ist kein Museum im herkömmlichen Sinn. Es ist vielmehr ein Museum ohne Museum. Denn dem Verein liegt der authentische Ort am Herzen, an den es zu erinnern gilt. Seit 1990
bemüht sich der Verein auch darum, im Ostteil der Stadt Zeugnisse aus der jüngsten Vergangenheit zu bewahren und Erinnerungszeichen zu setzen. Konkret bedeutet dies das Anbringen von Gedenktafeln
oder kommentierenden Ergänzungsschildern bei z.B. Straßennamen, die nach der Wende unbenannt wurden.
Ausstellung und Jubiläum
Einen anderen Schwerpunkt setzt das Aktive Museum beim Aufarbeiten des deutschsprachigen Exils zwischen 1933-1945. Dazu gab es einige erfolgreiche Ausstellungen: 1995 beispielsweise eine
Open-Air-Ausstellung am Anhalter Bahnhof "1945: Jetzt wohin? Exil und Rückkehr nach Berlin" oder 2005 im Berliner Rathaus und 2006 im Berliner Abgeordnetenhaus "Vor die Tür gesetzt. Im
Nationalsozialismus verfolgte Berliner Stadtverordnete und Magistratsmitglieder". Die jüngste Ausstellung "Ohne zu zögern. Varian Fry: Berlin-Marseille-New York" fand 2007 in der Akademie der
Künste statt.
Das 25-jährige Vereins-Jubiläum war Anlass genug, noch einmal der schwierigen Anfangszeit zu gedenken. Was mit vereinzelten Aktionen begann, ist inzwischen eine Plattform für Austausch und
Zusammenarbeit geworden. Das Aktive Museum hat zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter, die stetig für einen regen Austausch mit anderen Organisationen sorgen. Weil Erinnerungskultur nicht staatlich
verordnet werden kann und dies nur gesellschaftsübergreifend möglich ist, möchte der Verein die Berliner Bevölkerung für die historischen Orte in ihrer Stadt und deren Erinnerungswert
sensibilisieren.
Edda Neumann
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