Kultur

Erinnerung ist keine Privatsache

von Die Redaktion · 7. November 2007
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Was hat die Bürgergesellschaft mit der Erinnerungskultur zu tun? Norbert Lammert, auch Schirmherr der Stiftung, brachte es auf den Punkt. Um das kollektive Gedächtnis der jüngeren und auch älteren Geschichte zu wahren, bedürfe es einer staatlichen Erinnerungskultur. Aber "eine Gesellschaft, die das nationale Gedächtnis an ihre politischen Institutionen abtritt, hat sich von der Kultur der Erinnerung weitgehend verabschiedet", so Lammert. Beispielhaft erklärte er, dass das Museumskonzept ohne staatliche Förderung nicht entstanden wäre, aber ohne das bürgergesellschaftliche Engagement auch nicht. Denn staatliches Engagement betreffe nur die Hülle, das bürgerschaftliche jedoch die Substanz. So bliebe beides auf lange Zeit unverzichtbar.

In einem Interview mit der Zeit habe der Historiker Joachim Fest einmal gesagt, Deutschland hätte einerseits Angst vor dem Neuen, und andererseits sei es völlig geschichtslos. Die Deutschen hätten sich stets in irgendwelche Zukünfte hineingeträumt und lebten heute nur noch in der Gegenwart. "Diese Ansicht halte ich für sonderbar" so Lammert. Er kenne kaum Länder, die sich so systematisch und kontinuierlich mit ihrer Geschichte auseinandersetzten, wie Deutschland das tue.

"Das Auffallendste an Denkmälern ist, dass man sie nicht bemerkt", betonte einst der Schriftsteller Robert Musil. Dass das nicht stimmt, zeige der heutige Umgang mit Denkmälern. Sie sind als Kulturgut etabliert. Längst ist die Kultur zu einem Wirtschafts- wie Standortfaktor geworden. Wurde ihr Stellenwert früher regelmäßig unterschätzt, sei sie heute kein "weicher Faktor" mehr, sondern spiele eine immer größere Rolle, erklärte Lammert.

Sinn mache eine Engagement dann, wenn geschichtliche Zusammenhänge wiederhergestellt würden, die als besonders wichtig erscheinen. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, brauche es das dauerhafte Engagement sowohl des Kulturstaates als auch der Bürgergesellschaft, sagte der Bundestagspräsident abschließend.

Mamke Kühl

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