Kultur

Er kämpft für den Frieden

von David Hoffmann · 30. Mai 2011
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Es ist das erste Mal, dass sich der amtierende Monarch über seine Regentschaft in einer der schwierigsten Regionen der Welt äußert. Ausgesprochen offen fordert der jordanische König Abdullah II. freie und faire Wahlen sowie gleiche Rechte für alle Bevölkerungsgruppen. Aus seiner Sicht sind dazu politische Reformen genauso notwendig wie ein transparentes Energieprogramm, das die Nutzung von Nukleartechnik einschließt. Der erfahrene StaatsmannDer König präsentiert sich als pragmatischer Herrscher, in dessen Königshaus Entscheidungen zwischen Krieg und Frieden fielen. In persönlichen Anekdoten schildert Abdullah II. den israelisch-arabischen Konflikt, der für ihn im Juni 1967 begann. Während er als Thronnachfolger im Alter von fünf Jahren das turbulente Jahr noch als großes Abenteuer empfand, musste sein Vater "weinend" zur Kenntnis nehmen, dass der Krieg nach sechs Tagen verloren war.Früh lernte der amtierende König, dass man als Monarch nicht nur Freunde hat. Auf seinen Vater wurden etliche Attentate verübt. Im Jahr 1982 z. B. hatten Anhänger Gaddafis versucht, Hussein bei einem Flugzeuganschlag zu töten. Umso überraschender erschien dem Sohn die Versöhnung mit den Angreifern im Folgejahr.Seinen Vater beschreibt er als einen Mann, der davon überzeugt war, dass der Nahe Osten sich keine inner-arabischen Konflikte leisten könne. Seinerzeit hatte Hussein versucht, diesen Standpunkt zu einem Teil der Programmatik des Königshauses zu machen - was nicht immer gelang. Abdullah II. schildert die vielen, oft blutigen Konflikte innerhalb Jordaniens, aber auch seine persönliche Suche nach einem Stück Normalität, seinen Wunsch länger in den USA zu studieren. ­Kenntnisreich berichtet der Monarch über die weiteren Jahre bis zum Friedenschluss mit Israel 1994. Er wird nicht müde zu betonen, wie wichtig eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Palästinensern und Israelis sei.

Der Traum vom "Benelux des Nahen Ostens"

Das Werk Abdullah II. "Die letzte Chance" ist als Mahnung zu verstehen, aber auch als Aufruf für den Frieden. Er zeichnet Möglichkeiten auf, die Spirale zwischen Gewalt und Hass zu beenden. In aller Deutlichkeit beschreibt er, wie bereits 2002 eine Arabische Delegation unter der Führung Saudi-Arabiens bereit war, den "arabisch-israelischen Konflikt als beendet zu betrachten, ein Friedensabkommen mit Israel zu schließen und die Sicherheit aller Staaten der Region zu gewährleisten".

Auch heute hält der 49-Jährige an der Formel "Land gegen Frieden" fest. Er plädiert für eine Nahost-Partnerschaft. Ähnlich wie in den Benelux-Staaten sollten darin Know-how und Reichtum der Region gebündelt werden.

Jordanien ist nach Ägypten das zweite arabische Land, das zu Israel volle diplomatische Beziehungen führt. Obwohl in dem Wüstenstaat jeder zweite Bürger palästinensischer Abstammung ist, hält das Königshaus am Frieden mit dem westlichen Nachbarn fest. Die beste Friedens-Chance

Bisher ist es dem kleinen Königreich gelungen, als Vermittler zwischen den arabischen Ländern und dem Westen zu fungieren. Doch die Geschehnisse im Nahen Osten sind nicht voraussehbar.

Trotz der gegenwärtigen Sichtweise auf die Region wirken die Aussagen Abdullahs II nicht grotesk. "Die einzige Rolle, die wir spielen werden, besteht darin, dass wir weiterhin für den Frieden in der Region arbeiten...". Er betrachtet es als realistisch, dass Israel nicht die einzige Demokratie im Nahen Osten bleibt und dieser eine Region mit verlässlichen Partnern wird. Womöglich ist der Aufbruch in der arabischen Welt die beste Chance? König Abdullah II. von Jordanien: "Die letzte Chance - Mein Kampf für Frieden im Nahen Osten", Deutsche Verlags-Anstalt, München 2011, 496 Seiten, 22,99 Euro, ISBN 978-3-421-04460-0

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