Manche bezeichnen sie als "Johanna der Sozialkassen". Für Jörg Hafkemeyer ist sie "eine ganz bezaubernde politische Nervensäge". So jedenfalls stellt der Moderator Sonntagmittag die
langjährige DGB-Vize-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer dem Publikum am vorwärts-Stand vor.
Engelen-Kefer scheint das zu gefallen. Sie lächelt und strafft sich in ihrem Sessel - um kurz darauf loszupoltern. "Wir haben Finanzstrukturen, die die Welt von einem Tag zum anderen
aushebeln können. Mit einer einzigen Herabstufung stürzen Rating-Agenturen ganze Länder in den Abgrund." Und: "Das alles hätte nach der Lehman-Krise beendet werden müssen, aber es geht munter
weiter."
"Regierungen hören nur, wenn es Druck gibt"
Für die resolute Frau ist klar: "Die, die unten sind, haben nicht genug Macht und niemanden hinter sich." Die weltweiten Aktionen gegen die Macht der Banken, die am Samstag auch in
Frankfurt 5000 Menschen auf die Straße getrieben haben, gefallen ihr deshalb. "Die Proteste ermutigen mich", sagt Engelen-Kefer. "Regierungen hören immer nur dann, wenn es Druck gibt."
"Wir brauchen dringend eine politische Kontrolle der Banken und der Finanzmärkte", ist auch Annette Kramme sicher. Die Bundestagsabgeordnete denkt dabei etwa an eine Beschränkung
sogenannter Leerverkäufe und eine weltweite Finanztransaktionssteuer. "Die Banken müssen beteiligt werden an dem, was sie angerichtet haben", fordert Kramme in Frankfurt und gibt zu: "Wir haben
in der Regierung vieles nicht durchsetzen können, was wir uns vorgestellt haben." Etwa eine Begrenzung von Managergehältern.
"Es ist fünf Minuten vor zwölf"
Hier hakt Ursula Engelen-Kefer ein. "Wenn es nach den Gewerkschaften ginge, wäre auch die Leiharbeit verboten worden", sagt sie, "denn die wird benutzt, um Menschen auszubeuten." "Wir haben
geglaubt, dass wir auf diese Weise mehr Menschen in reguläre Beschäftigung bringen", erklärt Annette Kramme den damaligen Schritt der rot-grünen Bundesregierung. "Allerdings ist uns dieser Fehler
gemeinsam mit den Gewerkschaften passiert." Nun gehe es darum, die Leiharbeit wieder zu begrenzen und Mindestlöhne einzuführen, um Lohndumping zu vermeiden.
Da wird dann auch Ursula Engelen-Kefer zahm und gibt zu: "Der Neoliberalismus hatte sich damals in vielen Köpfen festgesetzt." Auch eine Mehrheit der Arbeitnehmer hätte zu Beginn des
Jahrtausends die Vorstellung gehabt, sie könne reich werden, ohne dafür zu arbeiten. "Ich hoffe, dass nun begriffen wird, dass das nicht so ist." Noch sei es zumindest nicht zu spät. "Aber es ist
fünf Minuten vor zwölf."
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