Die Schweiz ist ein wahrer Riese. In ihrer Ausdehnung hängt sie locker Spanien und Italien ab und selbst Brasilien hat keine Chance gegen den südlichen Nachbarn der Bundesrepublik. Eine
Wahnvorstellung? Nein, nur Ansichtssache, denn in punkto Einwanderer gehört die Schweiz zu den Spitzenstaaten in der Welt. Und das ist auch der Grund dafür, weshalb sie im Buch "Der schlaue
Planet" auf Seite 31 überproportional groß dargestellt wird.
In diesem Atlas der etwas anderen Art entscheidet nämlich nicht die Fläche eines Landes über die Größe seiner Darstellung, sondern z.B. die Anzahl von Gewerkschaftsmitgliedern, die
Rüstungsausgaben im Jahr 2002 oder eben die Zahl der Zuwanderer. Möglich wird dies dank einer erst 2004 entwickelten Methode, die von einer Strömungsdynamik ausgeht und den darzustellenden Aspekt
- also etwa die Einwandererzahl - wie eine Diffusionsflüssigkeit betrachtet, vergleichbar einem Tropfen Tinte in einem Wasserglas.
Tabellen und Daten von der CIA
So wird in "Der schlaue Planet" nicht die Farbe eines Staates verändert, um etwas darzustellen, sondern seine Größe: Hat ein Land nur halb so viele Einwohner wie ein anderes, sieht es auch
nur halb so groß aus. Diese Darstellung ist leider manchmal etwas verwirrend und so haben sich die Autoren entschlossen, bestimmten Regionen zumindest dieselbe Farbe zu geben, um dem Leser zu
helfen, sich zurecht zu finden.
Darüber hinaus bieten eine kurze Erläuterung des Dargestellten und eine Tabelle weitere Informationen. In letzterer sind in den meisten Fällen die jeweils zehn Länder mit dem höchsten und
dem niedrigsten Wert zum jeweiligen Aspekt aufgelistet. Die Daten stammen aus einer Vielzahl von Quellen von den "World Development Indicators" der Weltbank über das "World Factbook" der CIA bis
hin zum "World Health Report" der Weltgesundheitsorganisation WHO.
scheinbuar banale Themen und harte Fakten
Auf diese ungewöhnliche Weise versammelt der Atlas 366 Karten aus 16 übergeordneten Gebieten von "Menschen und Ressourcen" bis "Die ökologische Welt". Scheinbar banale Themen wie die Anzahl
der McDonald's-Restaurants (die jedoch auf tiefer liegende Tatsachen hindeuten können) werden ebenso dargestellt wie harte Fakten, etwa die Säuglingssterblichkeit.
Entstanden ist so eine faszinierende Übersicht über die Welt, in der wir leben - und in der wir leben werden. Einige Karten, wie die Entwicklung der Weltbevölkerung vom Jahr 1 bis 2300,
weisen nämlich auch in die Zukunft. Wehrmutstropfen bleibt die teilweise Unübersichtlichkeit, gegen die auch die farbigen Markierungen machtlos sind. Dennoch lohnt sich die Anschaffung dieses
besonderen Atlasses - zum Nachschlagen genauso wie zum vertieften Lesen.
Kai Doering
Daniel Dorling, Mark Newmann, Anna Barford: Der schlaue Planet, Süddeutsche-Zeitung-Verlag 2008, 49,90 Euro ISBN 978-3866156562
0
Kommentare
Noch keine Kommentare