Freundschaft
"Freundesfeuer" erzählt die komplexe Geschichte einer israelischen Familie. Da sind Amotz und seine Frau Danilela: Er nimmt Abschied von ihr, die sich in der Zeit des Chanukkafestes auf den
Weg nach Afrika macht, um die Trauer um ihre Schwester neu zu entfachen. Sie fährt aber auch dorthin, um ihren Schwager Jirmi zur Rückkehr nach Israel zu bewegen. Dieser hat sich nach dem Tod von
Sohn und Frau zurückgezogen und pflegt kaum noch Kontakt zu seiner alten Heimat. Er ist auf einem selbst auferlegten Sinneswandel und will die Gedanken an Israel aus seinem Gedächtnis brennen. So
wirft er die Chanukkakerzen, die Daniela mitbringt, ins Feuer. Doch nicht nur damit stößt er sie vor den Kopf. Die Geschichte der lebenslangen, mit tiefen Gräben durchzogenen Freundschaft von
Jirmi und Daniela wird ebenso erzählt wie die der tiefen Zuneigung der beiden zueinander.
Liebe
Nur schwer kann sich der in Israel zurückgelassene Ehemann Amotz mit dem Gedanken anfreunden, das seine Frau allein in ein fremdes Land reist. Aber er hat wirklich genug um die Ohren, das
ihn ablenkt. Da wären: sein Ingenieurbüro, in dem gerade eine Beschwerde über falsch eingebaute Fahrstühle hereingeflattert ist, sein demenzkranker Vater, der ihn mit einer ungewöhnlichen Bitte
belästigt und seine Enkelkinder, die es eigentlich gewohnt sind, das die Omi sich um sie kümmert. Auch der Sohn macht Ärger: Er wird auf dem Armeegelände festgehalten, weil er sich vorm Dienst
drücken wollte. Es gilt also, eine Menge zu erledigen, zu reden und zu beschwichtigen. Und trotzdem ist in Gedanken während all dessen Daniela immer anwesend: sie, die die Familie zusammenhält,
viel besser versteht und stets für jeden da ist.
Er vermisst sie nach 37 Ehejahren wie ein Teenager und zählt die Stunden bis zu ihrer Rückkehr. Auch auf ihrer Seite der Familie hat Ejals Tod Spuren hinterlassen. Besonders Tochter Nofar
leidet unter dem Tod des Cousins. Und so prägte Amotz schließlich den Begriff des "freundlichen Feuers" gegenüber seinem Schwager.
Familie
Amüsant und tragisch zugleich erzählt Jehoschua diese Familiengeschichte. Und zeitgleich präsentiert er mit abwechselnden Szenen in Afrika und Israel Danielas und Amotz' Erlebnisse. Zarter
Humor bestimmt den Roman. Die Dialoge sind erfrischend, die Gestalten des Romans durchweg sympathisch - jede mit ihrem Päckchen Schicksal beladen. Streckenweise etwas langatmig kommen die
Gespräche der afrikanischen Ausgrabungstruppe daher. Die sollen den Leser wohl etwas hinhalten, der schließlich wissen will: Fährt Jirmi mit nach Israel? Woher kommt sein Zorn? Schafft Amotz es,
seine vielen Probleme zu Hause zu bewältigen? Was hat es mit dem Großvater und der geheimnisvollen Dame auf sich und wird die Ehe des Sohnes standhalten? All diese Fragen sind am Ende des Romans
beantwortet.
Doreen Tiepke
Jehoschua, Abraham B.: Freundesfeuer, Piper Verlag, 2009, 475 S., 22,95 Euro, ISBN: 9783492051613
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