Annelie ist kleptomanisch veranlagt, Mutter zweier Kinder und Frau eines Journalisten, der vorzugsweise über persönliches Pech von Sportlern schreibt. Außerdem geht Annelie bei einem
Professor, einem Erziehungswissenschaftler, putzen. Seit ihrem neunten Geburtstag träumt sie von der Wüste. Ihre Großmutter hat zu jener Zeit das Verschwinden des Vaters von Annelie damit erklärt,
dass ihre Mutter diesen "in die Wüste geschickt" habe.
Jonathan, Annelies Mann, versteht den Traum von der Wüste nicht. Er selbst ist vergesslich (Autoschlüssel etc.). Und er wird zudem von einem über seinen Artikel empörten Sportler bedroht. Er
interessiert sich nicht für das, was ihm seine Frau erzählt. Doch er gibt ihr immer sofort Geld, wenn sie ihn darum bittet. Er fühlt sich als Versager, seit er seinen Bruder aus dem Zug fallen
sehen und ihn nicht hat retten können.
Von seiner Frau erwartet er, dass sie für Haushalt und Kinder da ist und ihn in diesem Bereich voll entlastet. Sie ist von seiner Haltung enttäuscht. Die anfängliche Liebe zwischen den
Eheleuten hat sich in Überdruss verwandelt.
Schließlich verliebt Jonathan sich in eine andere. Und wie es der Zufall will buchen er und Annelie bei eben dieser unabhängig voneinander eine Reise nach Tunesien. Sie begegnen sich in der
Wüste begegnen.
Auch wenn die Handlung an dem Punkt konstruiert erscheint, den Lesegenuss stört das nicht. Grit Poppe hält sarkastischen Abstand zum Dargestellten, selbst wenn es um Gewalt und
Vernachlässigung geht. So mutiert das Buch zur Gesellschaftssatire. Selten, dass jemand humorvoll über solch ein Thema schreibt.
Dorle Gelbhaar
Grit Poppe "Geteiltes Glück", , Gustav Kiepenheuer Verlag GmbH, Berlin 2006, 368 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 3-378-00676-5
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