Die Studie beleuchtet die wichtigsten Aspekte und Entwicklungstendenzen des Rechtsextremismus in Österreich. Sie schließt die zeitliche Lücke zum zuletzt 1994 erschienenen "Handbuch des
österreichischen Rechtsextremismus". Besonders kenntnis- und detailreich informiert Heribert Schiedel über die seit Jahrzehnten bestehenden engen Kontakte und Verbindungen zwischen österreichischen
und bundesdeutschen Rechtspopulisten bzw.
Verflechtung mit der NPD
Rechtsextremisten. So wird der steirische Revisionist Herbert Schweiger in NPD-Kreisen hoch verehrt und als Redner und Buchautor sehr geschätzt. Der mehrfach vorbestrafte Holocaustleugner war
Untersturmführer der Waffen-SS im Pionierbataillon "Leibstandarte SS Adolf Hitler". "Die angeblich 6 Millionen Vergasten", so der knasterfahrene Schweiger, "überlebten den 2. Weltkrieg als mit Paß
und Visum ausgewanderte ... Juden".
Einen ähnlichen Kultstatus wie Schweiger genießt in rechtsextremen Kreisen Otto Scrinzi, vormals SA-Sturmführer und NSDAP-Mitglied. Der Kärntner greift unter anderem für die
"National-Zeitung", das Sprachrohr der fremdenfeindlichen Deutschen Volksunion (DVU), zur Feder.
Ständiger Kolumnist des NPD-Parteiorgans "Deutsche Stimme" ist Konrad Windisch, Kopf der beständig knapp am österreichischen NS-Verbotsgesetz schrammenden NS-apologetischen
"Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik" (AFP). Deren Jugendorganisation "Bund freier Jugend" veranstaltet Sonnwendfeiern, Kultstättenwanderungen, "ario-germanische" Ballspiele und
Demonstrationen gegen drohende "Homo-Ehen". Bundesdeutscher Ansprechpartner dieser Neonazi-Jugendorganisation sind die Jungen Nationaldemokraten, die Nachwuchstruppe der NPD.
Der vom Österreichischen Gerichtshof wegen Betätigung im nationalsozialistischen Sinn verurteilte Andreas Thierry, der "Rssenlehre .. wieder zur Grundlage der Gesellschaftsordnung" machen
will", hat gar Parteikarriere in der Bundesrepublik gemacht. Thierry amtiert als stellvertretender NPD-Landesvorsitzender in Baden-Württemberg. Der Wiener Gottfried Küssel, einst Gefolgsmann des
bundesdeutschen Neonazi-Führers Michael Kühnen, war im September Redner bei einer bundesweit propagierten Veranstaltung der NPD im thüringischen Jena.
Verzahnung mit den Burschenschaften
Offen gelegt wird von Schiedel die enge Verzahnung der von Heinz-Christian Strache geführten Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) mit den schlagenden Studentenverbindungen.
Burschenschaften, so Schiedel, bilden das "akademische Rückgrat der FPÖ". FPÖ-Obmann Strache folgte Mitte Juni dem Demonstrationsaufruf der rechtspopulistischen Partei Pro Köln gegen den Bau einer
Moschee in dieser rheinischen Metropole. Als "wertbewussten Europäer" würde es ihm "die Haare aufstellen" angesichts "55 Meter hoher Minarette als Speerspitzen gegen die autochthone Bevölkerung"
erklärte Strache in seiner Demonstrationsrede.
Vorfeldorganisation der FPÖ sind die "Freiheitlichen Akademikerverbände". Diese geben die Monatszeitschrift "Aula" heraus, in der immer wieder auch bundesdeutsche Rechtskonservative und
Rechtsextremisten zur Feder greifen. Bundesdeutsche LeserInnen sucht das Blatt per Anzeige in der NPD-Postille "Deutsche Stimme". Schiedels Studie ist ein Muss für alle am Thema Rechtsextremismus
Interessierten.
Anton Maegerle
Schiedel, Heribert: Der Rechte Rand. Extremistische Gesinnungen in unserer Gesellschaft, Edition Steinbauer, Wien 2007, 200 Seiten, 22,50 EUR, ISBN: 978-3902494252
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