Kultur

Der gefährliche ­Scheinkonsens

von ohne Autor · 10. Oktober 2010
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Als die Computer kamen, konnte die Schreibmaschinenindustrie auch dicht machen." Gewohnt streitbar fordert der SPD-Bundestags­abgeordnete und Träger des Alternativen Nobelpreises eine vollständige Abkehr vom bisherigen Energiekonzept.

Scheinkonsens
Der "sanfte" Übergang von fossilen Brennstoffen und Kernenergie zu einer Versorgung durch regenerative Energien wie Wind- und Sonnenkraft ist in seinen Augen eine Sackgasse. "Scheinkonsens" nennt Scheer diese vermeintliche Zusammenführung von Umwelt- und Firmeninteressen. Verantwortlich macht er die Politik, die weiterhin die großen Energiekonzerne protegiere.

Viele kleine Quellen

Was aus Scheers Sicht dem Energiewandel nicht förderlich ist. Genau so wenig, wie die Schreibmaschine ins Computerzeitalter passten fossile Energien, zentralistische Strukturen und lange Transportwege in das moderne Energiezeitalter. Wie das aussehen könnte, skizziert Scheer auch: viele kleine, regionale Energiequellen, die den Strom oft auch dort erzeugen, wo er gebraucht wird. Das von der rot-grünen Bundesregierung installierte Erneuerbare-Energien-Gesetz habe bereits eine unerwartet hohe Anzahl solcher Alternativen hervorgebracht und finde deshalb weltweit Nachahmer.

Erneuerbare
"Der energethische Imperativ" ist auch eine kleine Geschichte der Erneuerbaren Energien. So zeigt Scheer die technischen Möglichkeiten auf, die bereits in den 1950er Jahren zur Verfügung standen, von der ursprünglich für die Raumfahrt entwickelten Fotovoltaik, den vielen kleinen Wasserkraftwerken, die es zu Beginn des vorigen Jahrhunderts gab, sowie ersten Versuchen zur Nutzung von Biomasse.

Er beschreibt auch, welchem Irrtum nicht nur Politiker und Energiekonzerne unterlagen, sondern auch Umweltschützer, die noch vor wenigen Jahren davon ausgingen, dass Erneuerbare Energien höchstens fünf bis zehn Prozent des Bedarfs würden abdecken können.

Hermann Scheer: Der energethische ­Imperativ
100% jetzt: Wie der vollständige Wechsel zu erneuerbaren Energien zu realisieren ist.
Kunstmann Verlag, München 2010, 270 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3-88897-683-4



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