Kultur

Das Vermächtnis des Leonardo Da Vinci

von Edda Neumann · 30. Oktober 2008
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Bereits da Vincis Zeitgenossen lobten und umwarben ihn als Forscher und Entdecker. Sein ungebremster Wissensdrang war sein innerer Antrieb. Intuitiv, kreativ und auf die eigene Wahrnehmung vertrauend verknüpfte da Vinci verschiedene Wissensgebiete auf noch nie da gewesene Weise. Bis heute beeindruckt da Vincis Vielseitigkeit sehr: Als Maler, Zeichner, Bildhauer, Architekt, Ingenieur und Naturforscher war er Wegbereiter für die Zukunft. Seine Beobachtungen revolutionierten Naturwissenschaft und Kunst. Nicht selten zog er sich deshalb den Zorn der Kirche zu, die mit ihren dogmatischen Vorgaben das Weltbild bestimmte und die menschliche Wahrnehmung als trügerisch verteufelte.

Stefan Klein wollte keine Künstlerbiographie schreiben, sondern einen "Blick von Außen auf eine außergewöhnliche Persönlichkeit" werfen. Da Vinci sei Künstler und Wissenschaftler zugleich gewesen. Er erforschte die Welt und erfand sie neu, erläutert Klein seine Buchidee.

Wie modern war Leonardo da Vinci?

Da Vincis Entwürfe und technischen Zeichnungen wirken noch auf den heutigen Betrachter modern. Seine umfangreichen Manuskripte verfasste da Vinci bis auf wenige Ausnahmen in einer Spiegelschrift. Ungefähr fünftausend Blätter mit Illustrationen zeugen von seiner Vielseitigkeit. Neugierde des empirischen Forschers und Freude am kleinsten Detail zeichneten ihn aus. Dass er seine Vorhaben nicht wirklich abschloss, hatte zur Konsequenz, stets etwas Neues zu ergründen. Kein Wunder also, dass sich aus den Ergebnissen seiner unaufhaltsamen Forschungstätigkeit später viele moderne Erfindungen rekrutierten.

Obwohl da Vinci nie eine höhere Schule besucht hat, hebt ihn seine Experimentierfreudigkeit in den Rang eines Wissenschaftlers. Als Autodidakt hat er sich selbst die richtigen Fragen gestellt und ist den Dingen geduldig auf den Grund gegangen. Wo sich viele seiner Zeitgenossen verirrt haben, sah er die Zusammenhänge. Leonardo da Vinci sei ein skeptischer und antiautoritärer Mensch gewesen, der auf seine eigene Wahrnehmung vertraute. Das mache ihn zu einem modernen Menschen, so Stefan Klein.

Was macht den Forscher und Entdecker da Vinci aus?

Nach Meinung des Autors besteht da Vinci Vermächtnis darin, dass er jetzt erst allmählich als Forscher und Entdecker verstanden wird. Die Art und Weise wie er dachte und an den Dingen auf den Grund ging, stellt ihn als etwas Besonderes heraus.

Dieses fast vergessene Vermächtnis des Universalgenies versucht Stefan Klein in seinem Buch, begreifbar zu machen. Er lüftet das Geheimnis um Mona Lisas Lächeln, das er als reines Spiel mit der menschlichen Wahrnehmung entlarvt. Die Lichteffekte bewirkten die Menschlichkeit und das Gefühl, die Mona Lisa beobachte ihren Betrachter, so Klein.

Da Vincis Faszination für Wasser wird ebenso erklärt wie die Bedeutung seines Traums vom Fliegen. Er sei vom Fliegen besessen gewesen. Es hätte ein ästhetisches Erlebnis für da Vinci werden und zugleich dessen Ruhm befördern können, so die Erklärung des Autors. Aber der Versuch zu fliegen scheiterte. Zwar hat da Vinci den Vogelflug genau beobachtet und verschiedene Skizzen von Fluggeräten angefertigt, ihm fehlten jedoch wichtige Erkenntnisse der Aerodynamik.

Leonardo da Vinci fand bislang in der Literatur vor allem als Malergenie Aufmerksamkeit und kaum als Forscher und Ingenieur. Autor Stefan Klein schließt diese Lücke. Frei nach dem Motto "Wissenschaft trifft Kunst" legt er ein interessantes Buch vor, das da Vincis Vermächtnis zu würdigen weiß.

Stefan Klein: Da Vincis Vermächtnis oder wie Leonardo die Welt neu erfand, Fischer Verlag 2008, 336 Seiten, 18,90 Euro, ISBN-13: 978-3100396129




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