Kultur

„Das Schreiben ist ein herrlicher Beruf“

von ohne Autor · 14. März 2008

Handkes erste Veröffentlichung, "Der Namenlose", erschienen in der Klagenfurter "Volkszeitung" von 1959, wählt Michael Kerbler als Ausgangspunkt für das Gespräch. Und der Schriftsteller erinnert sich: An seine Kindheit in Berlin und sein Aufwachsen in Kärnten - zwischen deutscher und slowenischer Sprache. Er spricht über Heimat und Fremdsein.

Der Hochmut des Schriftstellers

Ein herrlicher Beruf sei es, das Schreiben, so Handke. Und ein wenig hochmütig sei ein Schriftsteller von Natur aus. Denn er denke, dass, was er tief erlebe und empfinde, alle was angehe. Und was beschäftigt Handke? "Der Traum, die Brudersuche, das Blindsein - das Verlorengehen, das Vermisstsein, das Warten auf den Vermissten und so weiter." Diese "Hauptmundharmonika" seiner Themen finde sich schon in seinem ersten Buch "Die Hornissen". Sie beschäftige ihn bis heute.

Und doch: "das Schreiben könnte ich sausen lassen ... allmählich, ja, da bin ich fast sicher. Also, ich sag extra fast." Er habe nunmehr den Eindruck, dass er etwas geschrieben habe, was eine "Schneise in die Weltlandschaft" lege. So könnte sein jüngstes Buch "Die morawische Nacht" sein letztes gewesen sein.

Politische Kontroversen

Ein ideologisches Gespräch wolle er nicht führen, betont Handke. Denn er sei ein Schriftsteller, und habe keine Ideologie, sondern nur Probleme. Über sein viel diskutiertes Verhältnis zu Slobodan Milosevic gibt Handke dann aber doch Auskunft. Sorgt der Autor doch in regelmäßigen Abständen mit seinen Äußerungen zu Serbien und dessen Ex-Präsident für Aufruhr. Handke ist froh, an dem Begräbnis des vor dem Kriegsverbrechertribunal angeklagten Präsidenten teilgenommen zu haben: Er fühle sich als Zeitzeuge, und "für jeden der nicht hingefahren ist, sei es eine Schande, dass er es nicht gemacht hat", betont der Schriftsteller. Für ihn sei mit dem Tod Milosevics auch Jugoslawien zu Ende gewesen, denn seiner Meinung nach sei dieser immer für Jugoslawien und nicht für Serbien eingetreten. Soviel zu Handkes Sicht der Dinge.

Michael Kerbler führt ein souveränes Interview. Handke lässt einen Einblick in sein Werk und seine Arbeitsweise zu. Aber wie gewohnt gibt er sich verschlossen oder zeigt sich widersprüchlich. Auch seine politischen Ansichten sind nicht neu, und doch ist es nötig, ihn dazu zu befragen.

Birgit Güll

"... und machte mich auf, meinen Namen zu suchen" Peter Handke im Gespräch mit Michael Kerbler. Wieser Verlag. 2007. 68 Seiten. Audio-CD inklusive. ISBN-13: 9783851295436. 19,90 Euro

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