Kultur

Das politische Russland

von ohne Autor · 6. Mai 2008

In seinem Buch "Russland gibt Gas" beschreibt Alexander Rahr die Rückkehr des riesigen Staates aus der Nische des Entwicklungslands an den Tisch der Mächtigen. Das Hauptaugenmerk des Autors liegt dabei auf dem Energiesektor, jener mächtigen Waffe, die der bisherige Präsident Wladimir Putin stets geschickt einzusetzen wusste. So macht Rahr Putin auch als Hauptverantwortlichen für Russlands Wiederaufstieg verantwortlich. Als Programmdirektor in der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik ist der Autor ein ausgewiesener Kenner der russischen Politik. Dies wird in seinem sehr sachlich gehaltenen Buch deutlich. Viele der Mächtigen in Russland kennt der Autor persönlich, was jedoch wohl der Grund sein dürfte, dass er eine sehr russlandfreundliche Sicht auf die Dinge hat, die dem westlichen Leser teilweise höchst befremdlich vorkommt.

Alexander Rahr: Russland gibt Gas. Die Rückkehr einer Weltmacht, Hanser-Verlag 2008, ISBN 978-3446413955, 19,90 Euro

"Gerade wegen der enormen Größe Russlands schaut man besser im Kleinen nach, wenn man wirklich wissen will, was passiert." Nach diesem Grundsatz handelt Thomas Roth schon seit vielen Jahren. Zurzeit ist der Journalist bereits zum dritten Mal als Leiter des ARD-Studios in Moskau. Auch in seinem Buch "Russland. Das wahre Gesicht einer Weltmacht" bleibt er seinem Motto treu. Roth besucht die Menschen vor Ort, erzählt ihre Geschichten und gibt so dem Leser einen Einblick in eine Welt, die so fern wirkt und doch so nah ist: Russland ist Teil Europas. Und ganz nebenbei erklärt Roth die "große Politik" anhand kleiner Beispiele. Dabei hält sich der Autor zu keiner Zeit mit kritischen Kommentaren zurück, begründet sie jedoch stets sachlich. Der lockere Reportagestil, in dem Roth schreibt, sorgt dabei für ein anhaltendes Lesevergnügen. Thomas Roth liebt Russland - der Leser merkt es jeder Seite an.

Thomas Roth: Russland. Das wahre Gesicht einer Weltmacht, Piper-Verlag 2008, ISBN 978-3492051033, 19,90 Euro

Dimitrij Medwedew? Wer ist eigentlich dieser Mann, der künftig Russland regieren wird? Antworten gibt Boris Reitschuster in seinem Buch "Der neue Herr im Kreml?" - zumindest zum Teil. Er stellt Medwedews Werdegang vor, indem er ihn seinem Amtsvorgänger Wladimir Putin gegenüberstellt. Auf der einen Seite der nette Professorensohn (Medwedew), auf der anderen der Straßenschläger und spätere KGB-Agent (Putin). Zudem benennt der Autor die Alternativkandidaten, die vor Medwedew als Präsidenten gehandelt wurden und erklärt, warum sie letztlich nicht als Nachfolger in Frage kamen: Sie leisteten Putin zu viel Widerstand. Boris Reitschuster, seit 1999 Leiter des Moskauer Focus-Büros, ist ein Kenner der russischen Politik und Gesellschaft. Sein Wissen lässt er gekonnt in sein Buch einfließen. Leider erfüllt es nicht ganz das Versprechen, dem Leser tatsächlich zu verraten, wer Dimitrij Medwedew ist. Reitschuster legt keine Biographie im traditionellen Sinne vor, sondern eher eine Zustandsbeschreibung Russlands, dessen Führung der neue Präsident übernimmt.

Boris Reitschuster: Der neue Herr im Kreml? Dimitrij Medwedew, Econ-Verlag 2008, ISBN 978-3430200493, 16,90 Euro

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