Kultur

Christa Wolf ist tot

von Birgit Güll · 2. Dezember 2011

Die Schriftstellerin Christa Wolf ist im Alter von 82 Jahren gestorben. „Ihre Stimme wird uns fehlen“, sagt SPD-Chef Sigmar Gabriel. Christa Wolf habe sich immer an den wichtigen gesellschaftlichen Debatten beteiligt – klar und präzise, nie bequem.

Die 1929 in Landsberg/Warthe (heute Gorzów Wielkospolski) geborene Christa Wolf gehört zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen des Landes. Die in der DDR lebende Autorin beschäftigte sich in ihrer Literatur mit dem geteilten Deutschland. Berühmt wurde sie 1963 mit ihrem Roman „Der geteilte Himmel“.

Politische Schriftstellerin

Wolf, die bis 1989 SED-Mitglied war, machte sich nach ihrem Partei-Austritt für eine eigenständige Weiterexistenz der DDR stark. In dem Aufruf „Für unser Land“ wehrte sie sich gemeinsam mit vielen anderen, darunter der Schriftsteller Stefan Heym, gegen eine Vereinnahmung des Landes durch die Bundesrepublik.

1993 Wolfs Stasi-Akte öffentlich thematisiert, die schmale Akte, in der sie als IM Margarete geführt wurde, wird zum Skandal aufgebauscht. Die Schriftstellerin reagiert auf die Vorwürfe, veröffentlicht noch im gleichen Jahr unter dem Titel „Akteneinsicht Christa Wolf“ ihre Akte sowie Auszüge aus den Spitzelberichten über sie – Wolf wurde jahrzehntelang von der Stasi überwacht – und Presseartikeln. Mit den Vorwürfen setzt sie sich auch in ihrem letzten, 2010 erschienen Buch „Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud“ auseinander.

SPD-Chef Gabriel: Christa Wolf baute zeitlebens Brücken

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel reagiert bestürzt auf die Nachricht, dass Christa Wolf am 1. Dezember in Berlin gestorben ist: „Mit Bestürzung habe ich vom Tod Christa Wolfs erfahren. Christa Wolf war eine der bedeutendsten deutschen Schriftstellerinnen der Nachkriegszeit, ihre Werke gehören zur Weltliteratur. Christa Wolf hat sich immer an den wichtigen gesellschaftlichen Debatten beteiligt – klar und präzise, nie bequem. Christa Wolf baute zeitlebens Brücken und prägte die deutsche Kulturnation auch in Zeiten der Spaltung.

Bis zu ihrem letzten Roman setzte sie sich mit den Wirrungen der deutschen Geschichte auseinander. Als Autorin in der DDR, während der friedlichen Revolution wie auch nach der deutschen Einheit plädierte sie für eine am Menschen orientiere Gesellschaft. Sie vertrat die Ideale echter Demokratie und eines humanen Sozialismus. Sie war eine wichtige moralische Instanz, deren schriftstellerisches Lebenswerk bleibt. Ihre Stimme wird uns fehlen.“

Zu den wichtigsten Werken Christa Wolfs zählen „Nachdenken über Christa T.“ (1968), „Kindheitsmuster“ (1976) „Kein Ort. Nirgends“ (1979) und „Kassandra“ (1983). Für ihre Arbeit erhielt die Schriftstellerin zahlreiche Literaturpreise in Ost- und Westdeutschland, darunter den Deutschen Bücherpreis und den Georg-Büchner-Preis. Christa Wolf war Mitglied der Akademie der Künste.

Autor*in
Birgit Güll

ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.

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