Chancen der Digitalisierung nutzen
Eigentlich wollte das Forum Netzpolitik der Berliner SPD im „Rainmaking Loft“ in Berlin Kreuzberg über die Zukunft der digitalen Kulturpolitik diskutieren. Und Tim Renner, Berliner Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten und ehemaliger Musikmanager, wollte darüber berichten, was der Berliner Senat in Zukunft in diesem Bereich plant. Doch am Ende wurde vor allem über die Ausgestaltung sozialdemokratischer Netzpolitik und die Frage diskutiert, warum die SPD die Chancen der Digitalisierung nicht mehr für sich nutzt.
Chancen statt Risiken in den Vordergrund stellen
„Bei der Sozialdemokratie stehen momentan mehr die Risiken und Probleme und weniger die Chancen der Digitalisierung im Vordergrund.“ Mit diesen Worten eröffnete Berlins Kulturstaatssekretär Tim Renner seinen Input. Doch diese Bedenken führen in die falsche Richtung, erklärte er weiter. Die Musikwirtschaft habe gezeigt, dass die Angst vor der Digitalisierung vor allem dazu führt, dass am Ende andere die Regeln schreiben. Als ehemaliger Geschäftsführer von Universal Music GmbH weiß Tim Renner wovon er spricht. Renner machte weiter klar, dass die Sozialdemokratie eigentlich die Partei der Digitalisierung sein müsste und wie eine sozialdemokratische Digitalisierungspolitik aussehen könnte.
Für ihn sei die SPD keine Partei, die allein die Wirtschaftsinteressen vertreten solle, das könnten andere besser, ist Renner überzeugt. Für ihn sei die SPD auch nicht die Partei der Nutzerinnen und Nutzer. Die SPD müsse sich vielmehr den Schwächsten zuwenden, nämlich den Künstlerinnen und Künstlern. Renner betonte, dass man mit dem Kreativpakt aus der letzten Legislaturperiode die richtige Richtung vorgegeben habe.
Für die Kulturpolitik stünden zwei wichtige Aufgaben an, so Renner. Erstens müsse die SPD dafür Sorge tragen, dass die Kulturgüter digital gesichert werden. Zweitens müssen Politik und Kulturinstitutionen dafür sorgen, dass diese Kulturgüter zugänglich gemacht werden.
„Barrierefreiheit“ der Kultur
Dabei könne die Digitalisierung zu einer neuen „Barrierefreiheit“ der Kultur führen. So könnten beispielsweise viele Museen oft nur einen kleinen Teil ihrer Exponate in den Museen ausstellen. Warum können die Exponate dann nicht online zugänglich gemacht werden? Renners Ziel sei auch, die so genannte Hochkultur für ein größeres Publikum zugänglich zu machen, in dem Opern öffentlich übertragen werden. Beispiele aus anderen Städten hätten gezeigt, dass dadurch nicht weniger Menschen in die Oper gehen würden, sondern mehr, so Renner.
Das Fazit: Die SPD sollte weniger zögerlich auf die Digitalisierung reagieren und erkennen, dass in der Digitalisierung eine große Chance für die sie liegen kann.
ist Mitglied in der Netz- und Medienpolitischen Kommission beim SPD-Parteivorstand und Vorsitzender der SPD Alexanderplatz.