Carsten Brosda: „Die Corona-Beschränkungen treffen die Kulturlandschaft hart.“
Pressebild.de/Bertold Fabricius
Wie ist die deutsche Kulturszene bislang durch die Corona-Krise gekommen?
Die Beschränkungen des öffentlichen Lebens, die zur Eindämmung des Virus notwendig sind, treffen die kulturelle Landschaft hart. Viele kulturelle Erlebnisse und Erfahrungen beruhen auf Begegnung und Nähe. Das ist derzeit nicht möglich. Insofern sind künstlerische Produktion und kulturelles Erleben stark eingeschränkt. Das hat dramatische Folgen nicht nur im Wirtschaftlichen, sondern bedroht auch viele kulturelle Gewohnheiten, auf die wir gerade jetzt besonders angewiesen wären. Positiv bleibt immerhin festzuhalten, dass Kultur und Kreativwirtschaft in der Bewältigung der Krise von Anfang an mitgedacht worden sind und nicht mühsam in die Hilfsprogramme hineingedrückt werden mussten. Das hilft, löst aber längst nicht alle Probleme.
Viele Angebote – ob Musik oder Theater – haben sich in den vergangenen Monaten ins Internet verlagert. Wird das so bleiben, wenn sich die Situation wieder normalisiert oder stellt sich die Kulturszene dauerhaft um?
Wir alle stellen derzeit fest, wie wichtig das gemeinsame Erleben im Raum für die kulturelle Wahrnehmung ist. Die positiven Reaktionen auf Ausstellungen, Konzerte und Theateraufführungen zeigen deutlich, wie sehr wir Kultur realiter erleben wollen. Insofern ist es zwar sehr zu begrüßen, dass das Digitale zunehmend genutzt wird – auch um künstlerische Positionen in digitale Lebenswelten einzuführen. Aber es kann das Analoge in den meisten Fällen nur ergänzen und nicht ersetzen. Bisweilen verdeutlicht es vorwiegend, was fehlt. Das kann eine sehr wichtige Erfahrung sein – und eine Mahnung, sich mehr um die Kultur und ihre Grundlagen zu kümmern.
Auch der Kulturempfang des Kulturforums der Sozialdemokratie wird erstmals online stattfinden. Wie lassen sich Kontakte digital knüpfen und vertiefen?
Es ist wichtig, dass wir uns überhaupt treffen und miteinander austauschen. Die digitalen Möglichkeiten sind dafür wichtig – und sie senken aktuell die Hürden vor einer Teilhabe. Das Gespräch am Rande oder in der Kaffeepause bleiben dabei natürlich ein bisschen auf der Strecke, aber bei mir überwiegt die Freude darüber, dass wir solche Treffen überhaupt in Zeiten der Pandemie organisieren können. Das wird den Austausch und den Zusammenhalt stärken.
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Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.