Der Berliner Verkehr, der Fasching und sogar die berühmte Berliner Weiße - nichts entging dem wachsamen Auge Kurt Tucholskys. Seine Alltagsbeobachtungen hat der Schriftsteller und Publizist in
amüsante und nachdenkliche Texte verpackt und in diversen Zeitungen (u.a. auch im Vorwärts) veröffentlicht. Da er häufig scharf die gesellschaftlichen Verhältnisse kritisierte, tat Tucholsky dies
selten unter seinem bürgerlichen Namen, sondern unter Pseudonymen. Ignaz Wrobel, Theobald Tiger und Peter Panter erlangten so eine gewisse Berühmtheit.
Der Band "Tucholsky in Berlin" vereint über 70 Texte über Begebenheiten in Berlin, die Tucholsky zwischen 1912 und 1930 in verschiedenen Zeitungen veröffentlicht hat. Auffallend ist dabei
der Blick fürs Kleine, in dem Tucholsky die weite Welt sieht und erklärt. Vieles von dem, was der Schriftsteller beschreibt, ist auch heute - 90 Jahre später - noch hochaktuell. Obendrein macht
die Lektüre der kurzen Geschichten und Gedichte großen Spaß, da sie durch Tucholskys Feder zu kleinen Kunstwerken wurden.
Das besondere Verdienst des Bandes ist, dass hier die verschiedensten Texte Tucholskys mit Berlinbezug erstmalig zusammengestellt wurden. Dazu war eine umfangreiche Archivarbeit notwendig,
die sich ausgezahlt hat. "Tucholsky in Berlin" ist ein Kaleidoskop seiner Zeit, das einen ausgezeichneten Einblick in das Berlin der Kaiserzeit und der Weimarer Republik bietet.
Nele Lenze (Hrsg.): Tucholksy in Berlin. Gesammelte Feuilletons 1912-1930, Berlin Story Verlag 2007, 14,95 Euro, ISBN 978-3-929829-71-6
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