Als Baron l´Aubépine die Nachfolge auf dem väterlichen Landgut, dem entlegenen Schloss Perrières in der Normandie, antritt, entlässt er das gesamte Personal des alten Schlossherrn. Zu sehr
hat er unter seinem Vater gelitten, zu viel wissen die Angestellten darüber. Nur einer darf bleiben: Wildhüter Lambert. Obwohl l´Aubépine von der Jagd nichts versteht, fühlt er sich zu dem
stoischen, wortkargen Bediensteten hingezogen.
Zwei Männer, zwei Ordnungen...
...eine verkehrte Welt: Weitab von den politischen Wirren der Hauptstadt Paris ist es ausgerechnet der Abkömmling der alten, Baron l´Aubépine, der seinem Diener Lambert die neue Weltordnung
zu erklären versucht, die schließlich auch Chancen für die ausgebeuteten Unterdrückten böte. Er unterwirft sich seinem Wildhüter und stellt sich über ihn, wie es ihm gerade passt. Zwischen den
ungleichen Männern beginnt ein Spiel, aus dem bald bitterer Ernst wird.
Lambert nämlich kann mit den revolutionären Ideen, der Begeisterung seines Herrn für die neue Welt, für Freiheit und Demokratie, nichts anfangen. Schließlich stellen die alles in Frage, was
ihm bislang heilig und Gesetz war. Sie sind ihm mindestens genauso suspekt wie die perversen Neigungen des Barons im Umgang mit Frauen. Argwöhnisch verfolgt Lambert, was sich im Schloss zuträgt.
Verzweifelt beobachtet, er wie seine Tochter Magdeleine in den Bann von Madmoiselle Berthe, der Geliebten l´Aubépines, dem Katzensilber (wie Lambert sie heimlich nennt), gerät. Er verbietet
Magdeleine, gemeinsam mit der Schlossherrin Briefe des Barons an einen Kurier des revolutionären Dichters Victor Hugo, zu transportieren. Er gerät in Panik, als sein Herr den Schriftsteller gar aus
dem Exil auf Guernsey befreien will.
Der Anfang vom Ende
Als er außerdem entdeckt, dass der Baron ein grausiges Geheimnis hütet, beschließt Lambert die Ordnung seiner Welt wiederherzustellen. Am Ende jedoch ist nichts mehr, wie es einst war.
Und dieses Ende ist der Anfang des Romans: Lambert betrachtet ein Foto, einen Abzug auf Albuminpapier, den er zum Schluss geschenkt bekommen wird. Der Leser erfährt das Geschehen aus dem
Rückblick des Wildhüters. Dessen Monologe begleiten ihn - spannend subtil, hintergründig amüsant, beängstigend dunkel. Dazwischen nimmt die Geschichte ihren Lauf, eröffnet sich dem Leser darüber
hinaus, was Lambert allenfalls erahnen, aber eben nicht wirklich wissen kann.
"Ein Roman, der in einer Weise erschüttert, wie es nur die Literatur vermag", heißt es in der "Le Monde". Und zwar Literatur vom Feinsten!
Dagmar Günther
François Vallejo: Monsieur Lambert und die Ordnung der Welt, Übersetzt von Christel Gersch, Aufbau Verlag, Berlin 2008, 253 Seiten, 19,95 Euro, ISBN978-3-351-03231-9
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