Kultur

Annäherungen an einen vielseitigen Freund

von ohne Autor · 25. Juni 2007

Den Auftakt bildet eine kurze Biographie, in der Horst Ehmkes bisheriger Werdegangs knapp umrissen wird: von seiner Geburt 1927 in Danzig, über die Professur in Freiburg, die politischen Karriere in der Regierung Brandt bis zur Autorentätigkeit im Politthriller-Genre. Die späteren Kapitel folgen der eingangs erwähnten Dreiteilung: Wissenschaftler, Politiker und Autor.

Der Wissenschaftler

Die zahlreichen Gratulanten aus seiner Zeit als Professor für Öffentliches Recht würdigen Ehmke als geistreichen Gelehrten. Über seine fachliche Kompetenz hinaus habe jener ein geradezu freundschaftliches Verhältnis zu seinen Studenten gepflegt. Georges Fülgraff berichtet, dass Ehmke nicht selten im Anschluss an das Seminar mit seinen Studenten in der Wirtschaft bei "Feierling, Ganter oder einem Viertele" über aktuelle Politik diskutierte.



Zudem machte er sich über die akademischen Kreise hinaus einen Namen mit der Vorbereitung der Verfassungsbeschwerde im Kontext der SPIEGEL-Affäre wie auch seine politischen Aktivitäten im Ernst-Reuter-Kreis.

Der Politiker

1967 wechselte Ehmke vollends von der Wissenschaft in die Politik und wurde Staatssekretär im Bundesjustizministerium. Nach Heinemanns Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten übernahm er als Justizminister die Leitung. Nach dem Wahlsieg der SPD wurde er Kanzleramtschef und wie oft in der Presse formuliert Hausmeier Brandts. Diese besondere Bedeutung Ehmkes reflektieren auch seine Weggefährten. So nannte ihn Hans-Dietrich Genscher einen "Motor der sozial-liberalen Koalition und ihr konzeptioneller Impulsgeber".

Als Querdenker ohne eigene Hausmacht verließ Ehmke 1974 die Bundesregierung aus persönlichem Verantwortungsgefühl in Folge der Guillaume-Affäre. Er blieb der Bundespolitik jedoch als Bundestagsmitglied und Stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion erhalten.

Auch als Parteipolitiker bewies er sein politisches Geschick: ob als engagierter Wahlkämpfer im sog. Adenauer-Wahlkreis in Bonn 1980 oder als innerparteilicher Brückenbauer in seiner Funktion als Mitglied des Bundesvorstandes der SPD. "Nicht immer zu aller Freude versuchte er, zwischen den Interessen auszugleichen und dennoch unverrückbar die Verjungung in den Führungsgremien voranzutreiben", erinnert sich Peter Struck.

Seine Position als Außenpolitischer Sprecher der SPD Fraktion füllte Ehmke - in Zusammenarbeit mit Bahr und Voigt - in den Augen der Kritiker gar zu intensiv aus. Den Grundsätzen der unter Brandt eingeleiteten Entspannungspolitik Wandel durch Annäherung verpflichtet, bemühten sie sich um enge Kontakte zu den kommunistischen Parteien Europas, was oft als eine Art Nebenaußenpolitik verstanden wurde.



Der Autor


1994 zog sich Ehmke aus der aktiven Politik zurück. Er verfasste seine politischen Memoiren in dem Buch "Mittendrin". Und dies sollte nicht sein letztes Werk bleiben. Bereits 1998 erschien mit "Global Players" sein erster Thriller. Wie auch in den nunmehr vier weiteren Büchern, beweist Ehmke nicht nur schreiberisches Talent sondern die Fähigkeit, "zukünftige Entwicklungen antizipatorisch vorwegzunehmen, indem er gesellschaftliche Strukturen durchschaut und fiktionalisiert", so Wolfgang Ferchl.

Das hier vorliegende Buch ist ein gelungener Versuch, den vielseitigen und wandlungsfähigen Jubilar Horst Ehmke näher zu bringen. Die vielen Autoren unterschiedlicher Couleur und ihre Anekdoten vermitteln interessante Eindrücke zur Person Ehmke wie auch von seinem bisherigen Lebenswerk.

Ulf Lindner

K. Bentele/R. Faerber-Husemann/F.W. Scharpf/P. Steinbrück: Metamorphosen, Annäherungen an einen vielseitigen Freund. Für Horst Ehmke zum Achtzigsten, Dietz Verlag, Bonn 2007, kart., 352 Seiten, 19,90 €. ISBN 978-3-8012-0375-7



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