Kultur

Ab nach unten

von Edda Neumann · 18. November 2008
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Der Verlust des Arbeitsplatzes und der damit einhergehende soziale Abstieg sind Ängste eines jeden Arbeitnehmers - nicht anders bei Aidan Walsh und seinen Freunden. Schon seit Jahren arbeiten sie bei Sunny Jim Electronics, als das Unternehmen plant, seine Produktionsstätten nach Indien zu verlegen. Mit der Werkschließung in Wales würden rund 2000 Arbeitsplätze vernichtet werden - in einer Stadt, die kaum andere Perspektiven zu bieten hat. Globalisierung und Kostenersparnis hießen die neuen Schlagworte, die fortan die alte Ordnung in der Kleinstadt auf den Kopf stellen.

Aidan will nicht einfach aufgeben und sich nicht mit einer lausigen Abfindung abspeisen lassen. Nach dem Tod seiner Ehefrau und dem Auszug der Kinder ist ihm letztlich nur der Job bei Sunny Jim Electronics geblieben. Sein Haus war verwahrlost genauso wie sein Garten, den früher seine Frau gepflegt hat. Doch nun geht es um seine Existenz. Aidan entwickelt einen makaberen Plan. Ihm steht der Sinn weder nach Streik noch nach Werksbesetzung. Er beschließt, sich in seinem Garten begraben zu lassen und erst wieder herauszukommen, wenn er die Zusage von Sunny Jim Electronics erhält, dass das Werk doch bestehen bleibt. Mit der Außenwelt ist Aidan nur mit einem Handy und einem Guckkasten nach oben verbunden. Seine Freunde und Kollegen kümmern sich um Essen, Hygiene und etwas Unterhaltung.

Publicity ist das halbe Leben

Weil Aidans Plan ohne die richtige PR-Maßnahme nicht gelingen kann, greift Sohn Dylan, ihm unter die Arme. Er schreibt Pressemitteilungen, arrangiert Treffen mit Journalisten, Fotographen und Fernsehteams. Höhepunkt ist schließlich, dass Aidan in die Politik einsteigen soll. Innerhalb kürzester Zeit wird sein ungewöhnlicher Protest zum Medienereignis und Hauptthema der Kommunalpolitik. Aber seine Verzweiflungstat wird immer mehr kommerzialisiert und Aidan selbst zum Kummerkasten für andere Menschen.

Fast zwei Meter unter der Erde erkennt Aidan, was er bereits seit langer Zeit vermisst. In seinem kleinen selbstgewählten Gefängnis versucht er, seinem Leben einen neuen Sinn zu geben. Mit Selbstvertrauen, neuem Kampfgeist und Zuversicht kehrt er als anderer Mensch in das normale Leben zurück.

Autor Ray French beschreibt in seinem Roman "Ab nach unten" die skurrile und außergewöhnliche Geschichte eines einfachen Arbeiters. Schade nur, dass die vielversprechende und "durchgeknallte" Idee des Aidan Walsh an stellenweise zu schwerfälligen Dialogen und der Langatmigkeit des Romans leidet.

Ray French: Ab nach unten, dtv 2008, 416 Seiten, 14,90 Euro, ISBN-13 978-3423246941
Edda Neumann

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