"Israel on the Move - Blick nach vorne und zurück" lautete der Titel. Das dazugehörige Plakat zeigt Israel, wie es der junge Fotograf Avi Levin sieht: Eine Straße dominiert das Bild, Autos
sind nur als Lichtstreifen zu erkennen, Hochhäuser im Hintergrund. Ein "urbaner Dschungel" sei Israel für ihn, sagt Levin. Der 35-Jährige lebt und arbeitet wechselweise in Israel und Berlin.
Ein ganz anderes Bild trägt Yoram Kaniuk mit sich: 1930 in Tel Aviv geboren gehört der Schriftsteller der Gründergeneration an. Er kämpfte 1948 und 1949 im Unabhängigkeitskrieg, wurde schwer
verwundet. Er berichtet vom geflügelten Wort dieser Kriegsjahre: "Am Ende des Krieges werden wir uns in einer Telefonzelle treffen." Kaniuk erklärt: "Wir dachten, wir werden so wenige sein, dass
wir in eine Telefonzelle passen." Dann waren es doch mehr und sie begründeten einen Staat, der in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen feiert.
Am gleichen Tag feiert auch Doreet Levitte Harten - nämlich ihren Geburtstag. Die Kuratorin und Schriftstellerin ist eines von 15 jüdischen Kindern, die am 14. Mai 1948 geboren wurden, jenem
Tag, an dem David Ben Gurion die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel verlas. Dieser Zufall bescherte Harten unvergessliche Kindergeburtstage: Eine Visite beim Premierminister gehörte fortan
dazu. "Bis zu meinem zehnten Geburtstag war ich mir sicher, dass die Feiern im Land, die Fahnen und all das mir zu Ehren stattfanden", erzählt die Künstlerin.
Drei Geschichten, drei Bilder eines Staates, drei Leben. Die Vielfalt Israels, Ergebnis seiner bewegten Geschichte, auch seiner Konflikte, war Hauptthema der FES-Veranstaltung. Die
stellvertretende Vorsitzende der Knesset, Colette Avital, sprach in ihrer Festrede über die so verschiedenen Aspekte, für die Israel steht. Im Land herrsche ein "vitaler, dynamischer, kreativer
Schwung." Kunst und Wissenschaft spielten im modernen Israel eine große Rolle. "Kein Tag, an dem in Israel kein neues Buch erscheint", so Avital. Es sei eine "Gesellschaft in Bewegung". Aber auch:
"eine Gesellschaft die ihre Identität noch sucht, die von Krise zu Krise geht".
"Wir haben es nicht geschafft, den Hauptkonflikt mit unseren Nachbarn zu lösen", sagt Colette Avital. Doch das Ziel bleibe bestehen, mit den Nachbarstaaten in Frieden zu leben. "Vielleicht
passiert es nicht morgen, aber wir gehen den Weg weiter, auch wenn er Hindernisse birgt."
Infos zu weiteren Veranstaltungen zum Thema im Internet:
www.fes.de
Yvonne Holl
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