Es sei ein exzellenter Bericht, der zeige, dass wir keine andere Wahl hätten als die Kleinbauern zu unterstützen, lobt Judi Wikhungu, Geschäftsführerin des Afrikanischen Zentrums für Technologiestudien. Sie diskutiert mit Tobias Reichert, dem Referenten für Welthandel und Ernährung von Germanwatch und Christine Chemnitz, von der Heinrich-Böll-Stiftung, den vorgestellten Bericht .
Einfach aber Effektiv
Nierenberg, die Projektleiterin des Berichtes zur Lage der Welt 2011, zeigt mit ihrer Präsentation wie internationale Entwicklungshilfe im Kampf gegen den Hunger arbeiten sollte: persönlich, individuell und unvoreingenommen.
So traf sie zum Beispiel in Äthiopien Kes Malede Abreha, einen Kleinbauern, der eine Hebevorrichtung für Wasser entwickelte. Diese sei sehr simpel, aber mittlerweile für über 250000 Bauern in der Region eine große Hilfe.
Nach den Unruhen in Nairobi 2008 schlossen sich dort eintausend Kleinbauern, hauptsächlich Frauen, zusammen und entwickelten das Konzept der "vertical gardens", platzsparender vertikaler Bewirtschaftung. Urbanisierung sei nicht nur ein verheerendes Problem in Afrika. Weltweit seien Konzepte, die das Landwirtschaften auch in Städten erlaubten dringend notwendig, betont Nierenberg.
"Wir exportieren schlechte Ideen"
Auf die Frage was sich an der europäischen Agrarpolitik und Entwicklungshilfe ändern müsse, antwortet Reichert, dass zuallererst der geschürte Mythos von Europa als Welternährer als falsch entlarvt werden müsse. Der Bericht zeige eindrucksvoll, dass mit Investitionen an den richtigen Stellen die Europäische Union wesentlich dazu beitragen könnte, dass auch die ärmsten Länder sich selbst ernähren könnten, so Reichert.
Doch wir exportieren nicht nur minderwertige Produkte, ergänzt Judi Wikhungu und weist darauf hin, dass über die vermeintliche Entwicklungshilfe vor allem "schlechte Ideen exportiert" würden. Das Plenum findet dafür unzählige Beweise: schlechte bzw. falsche Dünger, Monofeldanbaukonzepte und genetisch verändertes Saatgut, das den Witterungsbedingungen nicht standhalten würde.
Der Bericht zeigt eindrucksvoll, dass Entwicklungshilfe zur Bekämpfung des Hungers nicht mehr länger versuchen darf den Empfängerländern auf Massenproduktion eingestellte Agrarprogramme aufzuzwingen. Die Ideen der Kleinbauern, die seit Jahrhunderten ihre Regionen bewirtschaften, müssen wesentlich mehr gefördert werden. Wir müssen wieder lernen zuzuhören.