Wie G7-Minister mehr Schutz am Arbeitsplatz fördern wollen
Thomas Koehler/photothek.net
Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation ILO arbeiten weltweit rund 450 Millionen Menschen in globalen Lieferketten. Produziert wird in Ländern wie Asien und Afrika meist so kostengünstig, dass Beschäftigte teils unter lebensgefährlichen Bedingungen arbeiten müssen. Die Zahlen sprechen für sich: Jedes Jahr sterben 2,3 Millionen Menschen durch arbeitsbedingte Unfälle und Krankheiten.
Aus diesem Grund einigten sich während einer zweitägigen Konferenz die G7-Arbeits- und Entwicklungsminister auf gemeinsame Maßnahmen für einen verbesserten Arbeitsschutz. Mit der Initiative "Action for Fair Production" sollen höhere Sozialstandards bei der weltweiten Produktion von Kleidern, Lebensmitteln und anderen Produkten durchgesetzt werden, um so gute Arbeit weltweit zu fördern.
Unfälle vermeiden
„Es ist höchste Zeit global zu handeln“, sagte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles zum Abschluss der Konferenz am Dienstag in Berlin. Sie begrüßte die auf der Konferenz beschlossene Einführung eines Präventionsfonds, des so genanten "Vision Zero Funds". Konkret soll der Fond helfen, die hohe Zahl tödlicher Arbeitsunfällen und berufsbedingter Krankheiten in Niedriglohnländern zu reduzieren. Geschehen soll dies durch bessere Arbeitsinspektionen, betriebliche Sicherheitstrainings, besseren Brandschutz und um eine Unterstützung bei der Einführung von Unfallversicherungen, erklärte Nahles. Es gehe darum, Unfälle von vorneherein zu vermeiden und gleichzeitig ein Bewußtsein dafür zu schaffen, dass ein verbesserter Arbeitsschutz ein Plus an Produktivität bedeute, fügte sie hinzu.
Die Verbraucher entscheiden mit
Entwicklungsminister Müller verwies darauf, dass sich immer mehr Unternehmen in ärmeren Ländern einem Zertifizierungsverfahren anschließen würden. „In Bangladesh haben bereits 1.500 einen Zertifizierungsprozess durchgemacht“, sagte er. Sein Ziel sei es, den Gesamtprozess in der Textilbranche zu zertifizieren und damit Druck auf die Hersteller auszuüben. Arbeitsinspektoren würden in den Betrieben Mängelliste erstellen. Müller: „Wenn die Unternehmen nicht bereit sind, ihre Auflagen zu erfüllen, scheiden sie aus.“ Kein Unternehmen in Deutschland werde rechtfertigen können, dass es nicht mit Sozialstandards arbeite, fügte Müller hinzu. Das bedeutet jedoch, dass am Ende die Verbraucher entscheiden, ob sie faire Produktion unterstützen wollen oder nicht.
Ausgestattet ist der Fonds derzeit mit sieben Millionen Euro: Deutschland gibt drei Millionen, die USA eine Million und die EU ebenfalls drei Millionen Euro. Träger des Fonds wird die ILO sein. Sie wird ihre Arbeit 2016 aufnehmen. „Der Zugang zu globalen Lieferketten wird oft als wichtiger Schritt auf dem Weg zu weniger Armut in der Welt gesehen. Der Funds wird helfen, diesen Weg sicherer zu machen", sagte ILO-Generaldirektor Guy Ryder auf der Konferenz.
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.