Wie die SPD weltweit für mehr Impfgerechtigkeit sorgen will
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Mehr als 70 Prozent der Menschen in Deutschland sind mindestens zweimal gegen Covid-19 geimpft. Bei allen, die es nicht sind, ist größtenteils eine persönliche Ablehnung der Grund dafür. Mit dieser Prozentzahl liegt Deutschland ungefähr im europäischen Durchschnitt. In anderen Regionen der Welt ist die Situation eine gänzlich andere. Denn dort ist die deutlich niedrigere Impfquote vor allem auf die fehlende Verfügbarkeit von Impfdosen zurückzuführen.
Auch Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) wies in ihrer Antrittsrede im Bundestag darauf hin, dass weltweit bereits circa 9,5 Milliarden Dosen verimpft worden seien. „Viel stärker noch als im letzten Jahr ist unsere Solidarität gefragt, national wie international. Denn niemand ist sicher, bevor nicht alle sicher sind“, betonte sie. Gerade für die ärmeren Länder sei die Pandemie zu einer „Poly-Pandemie“ geworden, mit gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen.
Schulze: „Langer Weg zur globalen Impfgerechtigkeit“
„Deshalb ist es so wichtig, dass wir alles dafür tun, um die Pandemie weltweit zu bekämpfen“, sagte Schulze und verwies darauf, dass in Afrika selbst das Ziel der WHO, zehn Prozent der Menschen auf dem Kontinent bis Ende 2021 gegen Covid-19 zu impfen, verfehlt wurde. Sie fügte an: „Es ist noch ein weiter Weg bis zu einer globalen Impfgerechtigkeit.“ Zugleich verwies sie auf die weltweit aktive Initiative Covax, die nicht nur finanzielle Unterstützung brauche, sondern auch in Form von Kühlmöglichkeiten oder Aufklärungsarbeit.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kam auf dieses Thema beim digitalen Weltwirtschaftsforum zu sprechen. „Ohne eine globale Impfkampagne werden wir bald keine Buchstaben des griechischen Alphabets mehr haben. Es wird schlicht zu viele Varianten des Virus geben“, mahnte er. Allerdings könne dieser Teufelskreis dank globaler Solidarität durchbrochen werden.
Scholz: 70 Prozent Impfquote weltweit bis Mitte 2022
Scholz betonte in diesem Zusammenhang die Vorreiterrolle Deutschlands: „Deutschland ist bereits jetzt der zweitgrößte Spender weltweit als Teil der Impfkampagne. Wir werden auch weiterhin unseren Teil dazu beitragen.“ Deutschland unterstütze die Covax-Strategie und möchte damit die Impfkampagne weiter ausbauen. Als Teil der deutschen G7-Präsidentschaft solle zudem die Gesundheitsinfrastruktur im globalen Süden weiter ausgebaut werden, kündigte der Bundeskanzler an. Scholz gab das Ziel aus, dass auch durch die deutsche Unterstützung von Covax bis Mitte des Jahres 70 Prozent der Weltbevölkerung gegen Covid-19 geimpft sein sollen. Derzeit sind es bereits mehr als 60 Prozent, allerdings weniger als zehn Prozent in einkommensschwachen Ländern.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby wies in dem Kontext darauf hin, dass die Bundesregierung beispielsweise das Institut Pasteur Dakar im Senegal beim Aufbau einer eigenen Impfstoffproduktion unterstütze, um die Versorgung direkt und lokal zu sichern. Im westafrikanischen Land sind gerade einmal 5,8 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen Covid-19 geimpft. „Der Wunsch, die Pandemie zu überwinden, eint Menschen weltweit. Dafür brauchen wir global gerechte Antworten. Impfstoffspenden an andere Länder allein sind nicht nachhaltig. Wir setzen uns für die schnelle Weitergabe von Knowhow zu Produktion, Verteilung und Impfung der Stoffe ein“, kommentierte Diaby.
Feldmann: „Ungleiche Verteilung weltweit skandalös“
Unterstützung für das Vorhaben, mehr Impfgerechtigkeit zu erreichen, kommt auch von kommunaler Ebene. Auf Twitter schrieb Frankfurts Oberbürgermeister: „Die afrikanischen Länder fordern Impfstoffgerechtigkeit – dieser Forderung habe ich mich angeschlossen. Die ungleiche Verteilung weltweit ist skandalös. Sie führt dazu, dass die Pandemie anhält. Niemand kann vor Corona sicher sein, solange nicht alle geschützt sind.“
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo